Rezension

Die Stärke der Frauen

Weil die Zukunft uns gehört -

Weil die Zukunft uns gehört
von Ilona Einwohlt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Toni machte das nichts aus. Sie hatte ein Ziel, und das ließ aus lauter Vorfreude ihr Herz höher schlagen und sie über die Pfützen des Bahnhofplatzes springen: die Universität...“

 

Wir schreiben das Jahr 1919. Toni ist aus einem kleinen Dorf nach München gekommen, um Medizin zu studieren. Unterkunft findet sie in der Damenpension von Ida Petersen, ihrer Cousine.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Frauen, die das gesellschaftliche Korsett, das man ihnen so gern anlegen will, sprengen wollen.

Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Positiv fallen auch die tiefgründigen Diskussionen auf.

Toni hat es in der Universität nicht einfach. Besonders Professor Hartmann legt es darauf an, die weiblichen Studenten zu demütigen. Aber Toni beißt sich durch. Sie möchte nebenbei in ihre Arbeit auch das von der Mutter übernommene Kräuterwissen mit einbringen. Der Tod der Mutter im Kindbett war die Grundlage für Tonis Studienwunsch.

In der Villa wird viel über die Rechte der Frauen diskutiert. Dabei kann es schon einmal heftiger zugehen:

 

„...Wie scheinheilig ihr seid! Einerseits kämpft ihr hier in der Villa für die Frauenrechte, geht wählen und studieren und arbeiten. […] Doch wenn es um sexuelle Selbstbestimmung geht gelten wieder die alten Gesetze?...“

 

Emilia, die aus Spanien stammt, nimmt sich, was sie braucht. Dabei hat sie eine heftige Geschichte hinter sich, die ich als Leser aber erst relativ spät kennenlerne.

Die Autorin nutzt ein zusätzliches Stilmittel. Am Ende jedes Kapitels steht einBrief, den Ida an ihre Tochter schreibt, ohne ihn je abzuschicken. Dadurch erfahre ich von Idas bisheriges Leben, ihren Wünsche und ihren Träume. Die Tochter lebt beim Vater. Als schuldig geschiedene Frau darf Ida sie nicht mehr sehen. Hier ist ein Ausschnitt aus einem Brief:

 

„...Und immer der Vergleich mit den Männern, wer hat das nur erfunden? Ich fürchte, das ist ein Missverständnis unserer Zeit, dass wir Frauen uns an ihnen messen, sie als Maß der Dinge nehmen. Anstatt dass wir unsere eigenen Ideale entwickeln...“

 

Im Buch werden weitere Lebensgeschichten eingebunden, die ein Schlaglicht auf die Verhältnisse der Zeit werfen. Ab und an wird angesprochen, dass die Männer, die aus dem Krieg zurückgekehrt sidn, nun wieder ihre angestammten Plätze wollen. Mit selbstbewussten Frauen haben sie nicht gerechnet.

In Tonis Leben gibt es zwei Männer. Beide sind in ihren Einstellungen unterschiedlich wie Tag und Nacht. Toni muss sich nicht nur in der Liebe entscheiden. Auch die Frage, ob sie aufs Dorf zurück geht, macht ihr Kopfzerbrechen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.