Rezension

Die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt.

The Last Border - Daniela Hartig

The Last Border
von Daniela Hartig

Bewertet mit 2.5 Sternen

Dank der Autorin selbst, die bei Instagram einen Post zum Erscheinen des Buches gepostet und dafür Testleser gesucht hat, wurde ich auf "THE LAST BORDER - Halt mich fest" aufmerksam. Bisher habe ich keines ihrer Bücher gelesen, kann also keine Vergleiche ziehen.

Ich fand den Klappentext unheimlich spannend, zumal die mit der Geschichte einhergehenden Themen ja mal brandaktuell und brisant sind.

Die Geschichte startet spannend und vor allem sehr aufwühlend. Ich war schon nach wenigen Seiten so mit dabei, das ich ins Buch hätte reinkriechen und die Frauen darin, mit allem was ich habe, hatte verteidigen wollen. Doch leider blieb es nicht lange so. Je weiter die Geschichte vorankam, desto langatmiger wurde  sie für mich. Der Schreibstil der Autorin ist zwar richtig gut und flüssig zu lesen, aber irgendwie hat es mich trotzdem nicht gepackt.

Das lag an mehreren Punkten, vor allem auch an den Protagonisten.

Ich mochte weder Sayed noch Hanna besonders gern. Ihn zwar noch lieber als sie, aber er wirkte auf mich oft zu herrisch, obwohl ihn die Autorin doch eigentlich gerade anders hatte darstellen wollen und Hanna war mir oft zu egoistisch und zu unnahbar. Ich fand das sehr sehr schade, denn eigentlich ist die Idee, das sie aufsteht, das System in Frage stellt und bereit ist sich dagegen aufzulehnen sehr gut und sehr wichtig. Was mich allerdings ein bisschen abgeschreckt hat, ist, das sie versucht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Sie wächst in einer Welt auf, in der Frauen einfach alles verboten wird, in einer Welt die vom Hass regiert und geleitet wird. Als dann eine schlimme Situation ihre eigene kleine Welt noch mehr erschüttert, da verliert sie sich aber selbst im Hass und ist fest entschlossen, einer bestimmten Person ein Ende zu setzen. Nachvollziehbar, aber ihr Hass ist schon übermächtig und ich finde es schade, das sie sich so lange von ihm leiten lässt, bevor sich ihre Beweggründe  verändern.

Ich bin in Bezug auf diese Situation absolut zwiegespalten.

Auch was die Zukunftsvision des Landes angeht, war ich nur so halb begeistert. Die Autorin will eine Botschaft vermitteln, das ist ganz klar und das begrüße ich zu 100 %, denn das Buch hat wirklich viele politische Stränge, die absolut aktuell sind und die es zu unterbinden gilt, damit wir nicht im Chaos versinken, ganz klar.

ABER sie schafft ein Szenario, das die Frauen unterdrückt, obwohl es von uns aus gesehen in der Zukunft spielt und das so eintrat, weil Frauen sich zu unserer Zeit zusammengetan und für ihre Rechte und auch für die Gleichbehandlung aller Menschen gekämpft haben. Deshalb ist die Stimmung im Land irgendwann gekippt. Die Männer wollten das nicht mehr zulassen und haben begonnen die Frauen zu unterdrücken. Ein Teufelskreis quasi, aus dem wir uns doch heutzutage eigentlich mehr und mehr befreien und von dem ich glaube, das wir auf einem sehr guten Weg sind, diesen endlich zu durchbrechen und uns durchzusetzen. Auch wenn es noch ein langer, harter Weg sein wird. Genau deshalb war es für mich einfach komplett schwierig, mir dieses Szenario vorzustellen, weil ich einfach nicht glauben kann, das wir jemals wieder an solch einen Punkt gelangen, wo wir uns doch gerade erst nach vorn kämpfen. Dafür sind die Stimmen des Feminismus bereits zu laut ! Und auch wenn es auf dieser Welt viele Honks gibt die da meinen sie könnten in die Kerbe schlagen, Frauen unterdrücken und Hass verbreiten, denke ich nicht, das so eine dargestellte Zukunft realistisch ist. Wir sind einfach viel stärker !

Kann auch sein, das ich das zu blauäugig und optimistisch sehe, ist dann aber halt einfach so. Irgendwo muss man ja auch daran glauben, das das Böse keine Chance hat.

Ein letzter Kritikpunkt ist die fehlende Emotion und Dynamik in der Liebesgeschichte. Da sprang bei mir einfach kein Funke über, obwohl Hanna und Sayed sich echt in einer ganz ungewöhnlichen und riskanten Situation befinden, in der es durchaus richtig krass dramatische Szenen gibt, in denen man einerseits echt mitfiebert, weil man Angst hat, das sie auffliegen könnten, die mich auf emotionaler Ebene trotzdem nicht erreicht haben. Ich konnte die Gefühle nicht nachempfinden und nachfühlen und habe mich oft gefragt, warum sich die beiden eigentlich überhaupt ineinander verliebt haben. Für mich haben zwei Figuren noch nie so wenig zusammen gepasst. Für mich lag das hauptsächlich an Hanna.

Ab der Hälfte kommt Bewegung und Spannung in die Geschichte, aber da war es leider schon fast zu spät um mich noch so richtig zu kriegen und mitreißen zu können.

 

Fazit:

Ich bin sicher, das das Buch seine Fans finden wird, habe auch schon zwei sehr positive Bloggerstimmen dazu vernommen, für mich selbst war es aber leider kein Highlight. Es ist eine wirklich gut geschriebene Geschichte, mit der die Autorin viele sehr wichtige Denkanstöße vermitteln möchte, was ich begrüße. Mit der Umsetzung konnte sie mich dann aber leider trotzdem nicht vollkommen überzeugen, auch wenn ich mir das anders gewünscht hätte.