Rezension

Die verzweifelte Suche einer Generation nach einem tieferen Lebenssinn

Freizeit -

Freizeit
von Carla Kaspari

Bewertet mit 3 Sternen

In dem humoristisch angelegten Roman „Freizeit“ von Carla Caspari begibt sich die Protagonistin Franziska auf die Suche nach dem tieferen Lebenssinn ihrer Generation und stößt dabei an Grenzen. Ähnlich wie bei einem Witz, der im Hals steckenbleibt, ergeht es dabei dem Leser.

Zentrales Thema des Romans ist die Aufarbeitung einer zerbrochenen Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen. Dabei wird konsequent aus der Perspektive von Franziska erzählt, die nach einer Trennung und über zwei Jahren in Paris in ihre deutsche Heimat zurückkehrt. Während sie an einem Roman über ihre Generation arbeitet, der viele ihrer Begegnungen, Erfahrungen und Gefühle spiegeln soll, begreift sie langsam, dass sich in ihrem wahren Leben die Beziehungen zu ihren Bezugspersonen geändert haben, weil diese sich verändert haben. Wer mehr Handlung erwartet, wird hier sicherlich enttäuscht sein. 
Entschieden fokussiert sich die Erzählerin stattdessen auf ihre Gedanken und Gefühle und verfällt so immer mehr in Lethargie. Statt zu kommunizieren und die zwischenmenschlichen Probleme zu lösen, brechen die Kontakte langsam ab. Dabei hinterfragt sie letztlich auch ihr eigenes Leben, das vordergründig bilderbuchhaft erscheint, bei näherer Betrachtung jedoch deutlich an Glanz und vor allem Sinnhaftigkeit einbüßt. Geprägt von Socialmedia, Events und anderen Genussmitteln versteht es die Protagonistin meisterhaft, sich von der Auseinandersetzung mit wichtigen Themen, wie der Veränderung ihrer Freundschaften, bewussten Entscheidungen und dem Lebenssinn, mit Oberflächlichkeiten abzulenken. An dieser Stelle legt die Autorin den Finger in die Wunde einer ganzen Generation und lässt den Leser seine eigenen Gewohnheiten reflektieren. Allerdings verharren die Beobachtungen auf stereotyper Ebene und büßen dabei eine dem Thema angemessene Tiefe ein. 
Das ist bedauerlich, da die Autorin durchaus mit Sprache umgehen kann. Der anfangs humoristisch angelegte Text verliert jedoch angesichts der lethargischen Protagonistin an Witz, so dass dem Leser das Lachen im Halse stecken bleibt und er zunehmend vom Selbstmitleid der Hauptfigur erfasst wird. So entsteht eine triste Atmosphäre, der ich nicht entkommen konnte. 
Fazit: Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen!