Rezension

"Die Welt ist ein sicherer Ort, bis sie es plötzlich nicht mehr ist."

Flüstern mit Megafon - Rachel Elliott

Flüstern mit Megafon
von Rachel Elliott

Bewertet mit 2 Sternen

Die Wege von Ralph und Miriam könnten unterschiedlicher kaum verlaufen. Der Psychotherapeut und Familienvater Ralph führt ein scheinbar glückliches Leben, bis er seine Frau Sadie auf seiner Geburtstagsparty mit ihrer besten Freundin in fagranti erwischt. Schlimmer noch: Dank Twitter scheint außer ihm bereits die ganze Welt über die wahren Gefühle seiner Frau Bescheid zu wissen. Während Ralph wutentbrannt das Weite sucht, verlässt am anderen Ende der Stadt auch Miriam ihr Haus das erste Mal seit Langem. Nach Jahren der Isolation wagt sie endlich den Schritt hinaus in die Welt. Mitten im Wald treffen sie und Ralph aufeinander. Was als zaghafte Begegnung beginnt, entwickelt sich zu einer unerwarteten Freundschaft und stellt das Leben der beiden komplett auf den Kopf. Rachel Elliott erzählt mit viel Witz und Tempo von verborgenen Sehnsüchten, dem Wunsch, neu anzufangen, und dem befreienden Gefühl, aus alten Mustern auszubrechen.

Meine Meinung
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und bedanke mich dafür!

Die Thematik des Buches lässt sich eigentlich gut zusammen fassen. Im Endeffekt erleben wir Personen, die ein bestimmtes Leben führen. Sie haben verschiedene Routinen, einen (Ehe-)Alltag. Leider ist das Leben oftmals entweder gar nicht selbstbestimmt oder sie führen ein Leben, was sie eigentlich nie leben wollten. 
Die Geschichte versucht den Ausbruch aus diesem Alltagstrott darzustellen. 

Teilweise gelingt das auch ganz gut. Sadie, Ralph und Miriam brechen aus ihrem Alltag aus. Machen das, was sie schon immer mal machen wollten. Besuchen die Leute, die noch immer in ihren Köpfen spuken. Versuchen den richtigen Weg für sich zu finden. 
Meiner Meinung nach ist das nicht immer perfekt gelungen. Mir sind insbesondere Ralphs und Miriams Handlungen nicht immer ganz schlüssig. Sie erleben teilweise Sinneswandlungen, die für mich aus heiterem Himmel kommen und für mich auch nicht nachvollziehbar sind. Alleine, dass Miriam nach 3 Jahren das Haus verlässt, ist nicht nachvollziehbar, weil man nicht verstehen kann, was nach 3 Jahren der Auslöser für diese Veränderung war.

Dazu nimmt das Buch meiner Meinung nach am Ende eine komische Richtung ein. Einige Vorfälle, insbesondere in Sadies Part, sind mir zu konstruiert und irgendwie zu glücklich. Dann gibt es Vorfälle, die einfach nur absurd und auch geschmacklos sind. Mir fehlt da irgendwie ein bisschen der rote Faden und auch einen Spannungsbogen habe ich vermisst. 
Ich bin von der Thematik begeistert, aber das Potential wurde hier nicht genutzt. 

Fazit
Die Thematik der Geschichte finde ich toll. Wie viele Leute leben ein Leben, dass sie sich so für sich gar nicht vorgestellt haben. Aber auch man selbst erlebt oft, dass man total im Alltag gefangen ist. Man braucht halt zwischendurch einfach mal so einen Alltagsausbruch. Dies wird hier thematisiert und das finde ich wirklich gut. Die Umsetzung finde ich dagegen nicht sehr gelungen. Mir fehlt der rote Faden sowie der Spannungsbogen. Einige Handlungen der Charaktere sind zu wenig nachvollziehbar. Ich lande bei 2 Sternen!