Rezension

Diese Puppen sind nicht zum spielen gedacht

Das Flüstern der Puppen (Thriller) -

Das Flüstern der Puppen (Thriller)
von Gunnar Schwarz

Bewertet mit 4 Sternen

Lena bekommt es auf ihrer neuen Dienststelle direkt mit einem Serienmörder zu tun, der bei den Leichen gruselige Puppen zurücklässt. Was hat es mit diesen Puppen auf sich? Und wo ist die Verbindung zwischen den Opfern? Als sich dann auch noch die Frage stellt, wem man überhaupt noch trauen kann, wird der Fall persönlich...

Ich habe schon das erste Buch von Gunnar Schwarz gelesen und muss sagen, „Das Flüstern der Puppen“ kann da absolut mithalten. Ich habe das Buch in weiten Teilen regelrecht verschlungen, zumal es sich auch wieder sehr flüssig und schnell lesen lässt. Dass Herr Schwarz die Leser direkt am Anfang an einem der Morde teilhaben lässt, ist ein super Einstieg in die Geschichte und trägt dazu bei, dass man schnell weiterlesen möchte.

Einzig die Vorstellung der Protagonisten ist mir zu detailliert ausgefallen, was etwas langatmig wirkt. Natürlich muss und will man die Charaktere kennenlernen, um sie zu verstehen und mit ihnen mitzufiebern. Das war mir in diesem Fall aber etwas zuviel. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir der Background der beiden Hauptfiguren aus zuvielen Klischees bestand. Es reihte sich ein Klischee an das nächste, was etwas nervig war. Beide haben traumatische Erlebnisse erlitten, die sie noch nicht ganz verarbeitet haben und die sich auf den Fall und ihre Zusammenarbeit auswirken. Auch die Entwicklung der beiden war von Anfang an vorauszusehen. Trotzdem sind sie mir extrem sympathisch und das Zusammenspiel von Lena und Henning gefällt mir sehr gut. Am besten gefällt mir aber, dass die beiden keine unverwundbaren Superhelden sind. Im Gegenteil, sie müssen in dieser Story ordentlich einstecken, was Spannung aufbaut und authentisch rüberkommt.

Wie beim ersten Buch des Autors sind auch hier die Morde wieder brutal, ohne dass sich die Geschichte über diese Brutatlität definiert. Diesen Spagat schafft Herr Schwarz mit Leichtigkeit, was nicht jeder Autor von sich behaupten kann.
Immer wieder werden neue Fährten gelegt, um die Leser zu verwirren und in die Irre zu führen. Lediglich der erfahrene Thrillerleser kann erahnen wer in diesem perfiden Spiel der Böse ist, ohne dass die Geschichte dabei aber an Spannung einbüßt. Fast jede Figur die in diesem Buch auftaucht, scheint etwas zu verbergen und ihr eigenes Süppchen zu kochen, viele Fäden müssen hier entwirrt werden.

Toll sind die kleinen Zwischenkapitel, die aus der Sicht des Mörders erzählt werden. Leider wurde sich hier der Vergangenheitsform bedient. Ich persönlich mag es lieber, „live“ bei den Morden dabei zu sein, aber das ist reine Geschmackssache. Fakt ist, dass diese Zwischenkapitel spannend sind und dem Lesefluss noch zusätzlichen Auftrieb geben.

Spannung, sympathische Protagonisten, ausgefeilte Morde.... auch wenn mich die vielen Klischees etwas gestört haben, wollte ich das Buch kaum aus der Hand legen und hoffe, dass Lena und Henning bald schon ihren nächsten Fall bearbeiten dürfen und dass ich dann wieder mit dabei sein darf!