Rezension

Dieser Roman faszinierte mich, berührte mich

Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen - Katie McGarry

Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen
von Katie McGarry

Bewertet mit 5 Sternen

Aus Sicht von Echo beginnt dieser Debütroman der amerikanischen Autorin Katie McGarry. Bei meinem ersten „Treffen“ mit ihr befindet sie sich mitten in einer Therapiesitzung mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und der Schultherapeutin. Auf diese Weise bekam ich erste kleinere Infos zu ihrer Familie und ihrer Vergangenheit. Was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ahnte, war, wie tief und vielschichtig dieser Roman werden wird …
Auf Seite 17 wechselt die Perspektive erstmals zu Noah, auch hier bekomme ich zunächst einen kleinen Einblick und lerne ihn kennen, während auch er sich in einem Gespräch mit der Therapeutin Mrs. Collins befindet.
Dieser Wechsel der Ezählperspektive zieht sich durch den ganzen Roman. Für mich verschwammen sie jedoch irgendwie zu einem Ganzen und waren in keiner Sekunde störend oder unterbrachen den Lesefluss. Ganz im Gegenteil. Lori Nelson Spielman gewährte mir auf diese Weise einen tiefen Einblick in die unterschiedlichen Leben der beiden Protagonisten ... und natürlich auch in ihre Gefühle.
Echo ist im letzten Highschooljahr. Ihre schreckliche Vergangenheit und ihre, nicht nur körperlichen Narben, machen sie in ihren Augen zu einer Außenseiterin. Neben dem Verlust ihres Bruders Aires, der bei einem Einsatz in Afghanistan ums Leben kam, kämpft Echo auch mit dem Geheimnis, was ihre manisch depressive Mutter ihr angetan hat. Schritt für Schritt hilft ihr Mrs. Collins, sich zu erinnern und den Weg in ein „normales Leben“ zurück zu finden.
Mehr noch als Mrs. Collins hilft ihr aber letztendlich Noah dabei.
Noah ist für mich ein perfekter Protagonist. Selbstbewusst, ein wenig verrucht und doch so voller Gefühl. Seine Eltern starben bei einem Brand und er durchlebte bereits mehrere Pflegefamilien. Sein Kampf ist es, seine kleinen Brüder zu sich zurückzuholen ...
Ihr seht, beiden Protagonisten hat das Leben furchtbar mitgespielt ... wie furchtbar, das wird in diesem Roman von Seite zu Seite deutlicher.
Genau das ist die Stärke dieses Romans. Man kommt einfach nicht daran vorbei. Man leidet, ist erschüttert. Man ist einfach ganz tief drin in dieser Story und erlebt die Geschichte zweier Menschen, deren Vergangenheit erschütternd und deren Zukunft ungewiss ist.
Auch die Nebenfiguren, Noah und Echos Freunde sind hier nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern toll gelungene Charaktere, von denen wir den ein oder anderen in weiteren Büchern der Autorin noch näher kennenlernen können.
Neben all diesem Schrecken erlebte ich aber auch eine wundervolle und stellenweise so zarte Liebe, wie ich sie besonders bei einem Protagonisten wie Noah zunächst niemals erwartet hätte.
Doch neben aller Tragik und Traurigkeit, Lori Nelson Spielman findet immer wieder die Möglichkeit, dem Leser ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern.
Dies liegt vor allem an dem wirklich schönen Schreibstil und die tollen Dialoge. Es ist halt wie im wahren Leben ... auch durch die dicksten Wolken am Himmel scheint hin und wieder die Sonne.
Auch die Liebe zwischen Noah und Echo ist nicht leicht, ihr Leben doch sehr unterschiedlich. Doch mit jeder neuen Info stellte ich auch diesen Unterschied infrage. Sind sie wirklich schon immer so unterschiedlich gewesen, oder ist manches doch anders, als es scheint.
Die Autorin erzählt hier eine nahezu kitsch- und klischeefreie Lovestory, die mich einfach nur berührte.
Anders als man auf den ersten Blick meint, ist in diesem Roman definitiv einiges. Das müsst ihr aber selber herausfinden.

Auch wenn es sich jetzt anhört, als wäre „Noah und Echo“ ein einziges Drama, glaubt mir das ist es wirklich nicht.
Vielmehr die Geschichte Zweier verletzter Seelen, die sich begegnen, ihre Unterschiede überwinden und füreinander da sind.
So ungewöhnlich wie der Name der Protagonistin, so ungewöhnlich ist dieser Roman. Er faszinierte mich, berührte mich, stimmte nachdenklich und vor allem, er schenkte mir wundervolle Lesestunden.
©Nicole Huppertz
www.cinemainmyhead.de