Rezension

Diffuse Geschichte um eine Band

Der kalte Saphir - Michael Düblin

Der kalte Saphir
von Michael Düblin

Bewertet mit 3 Sternen

          „Der kalte Saphir“ – nicht nur der Saphir ist kalt, sondern auch die Beziehungen der Bandmitglieder untereinander sind seltsam unterkühlt.
Ich konnte mich für die Geschichte um die Band „Klarstein“ und der „Villa des Schreckens“ nicht erwärmen.

Der tatsächliche Mittelpunkt ist nicht Jerome, sondern Zed.

Mit dem kalten blauen Stein verleitete Jerome die Orchestermusikerin Zed in seine Band einzusteigen. „Klarstein“, somit fand man auch zum Namen. Man gewinnt den Eindruck, dass Jerome ein zielstrebiger, aber egozentrischer Charakter ist. Darüber vergißt er menschlich zu bleiben. Alles wird dem Erfolg untergeordnet. Sein System funktioniert erfolgreich auf der Bühne. Ansonsten „werkelt“ jeder für sich selbst. Die Bandmitglieder haben es versäumt, sich lebendige zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, sowohl untereinander als auch nach außen.

Der Leser erfährt alles aus einer Sicht. Es sind die Wahrnehmungen des anerkannt genialen Tontechnikers der Band „Klarstein“ – Sebastian Winter - . Er sagt der namhaften Musikjournalistin Jule Sommer widerwillig ein Interview zu, nach 34jährigem Schweigen.

Am Ende läßt mich die Geschichte unbefriedigt zurück. Es bleiben die Fragen: Warum zog sich Winter so zurück? In diese (zwar schöne) Einöde? Wer beweist seine Aussagen? Begibt sich Jule auf die neuen Fährten? Kommt noch eine Fortsetzung, Teil 2?
Jule Sommer hat Hintergrundwissen aufgrund ihrer Tätigkeit. Für meinen Geschmack hat sie viel zu viel mit sich und ihren Gefühlen zu tun. Das langweilte und befremdete mich.

Ich wiederhole mich: Die Geschichte berührt nicht. Sie wird so kalt, wie nebenher erzählt. Und dabei geschieht ja so einiges! Nicht nur Jerome wird ermordet!

Die lange vergangene Zeit – 34 Jahre! – macht die Geschichte um Jerome,  rund um die Band „Klarstein“ nebulös, verworren. Verwischte Spuren damals und im Verlaufe der vielen Jahre!!! Die Bandmitglieder sind für Jerome nur Beiwerk. Er ließ niemanden neben sich glänzen.
Sven z. B. wird als genial beschrieben. Warum blieb er nur so allein? Weshalb sein einsames schreckliches Ende?

Der Roman vermittelt den Anschein, dass es sich um eine real existierende Rockband handelte (die Texte, die Musik passen perfekt in die 70/80er Jahre).
Das Cover zeigt eine Tonspule aus den 70er Jahren und fast unentdeckt in der linken Ecke ein blauer Saphirring. Es ist stimmig, paßt zum Thema.
Das Buch ist klein und und liegt schön in der Hand, gebunden in einem Verlag mit uralten, traditionellen Wurzeln.

Fazit:
Ich habe mich zwar nicht gelangweilt, im Gegenteil, der Roman ließ sich gut lesen!
Aber, die unbestritten interessanten Charaktere wollten sich nicht zum schlüssigen Gesamtbild formen.
Für mich ist die Geschichte nicht rund, sie ist mir zu diffus. Ständig dachte ich: Jetzt kommt was Wesentliches, aber dann war´s wieder nichts!
Vielleicht stand ich auch nur „auf der Leitung“?

Von mir leider nur drei Sterne!