Rezension

Dramatischer Start eines neuen Zweiteilers

Im Nordwind -

Im Nordwind
von Miriam Georg

Bewertet mit 5 Sternen

Durch die Onleihe bin ich auf Miriam Georg aufmerksam geworden.
Ihre Hörbücher Elbleuchten und Elbstürme konnten mich begeistern.
Deshalb wollte ich auch gerne den Start ihrer neueste Dilogie lesen.

Hamburg 1913 und in der Nordmarsch 1896 berichten im Wechsel über das Leben des Mädchens Christina und der jungen Frau Alice, die beide ein und die selbe Person sind.
Sie gehört zu Jahrmarktleuten und kommt als Kind in einen Pastorenhaushalt in der Nordmarsch.
Hier wird die Doppelmoral der Gesellschaft dargestellt unter der die kleine Christina leiden muss.
Fast 20 Jahre später, als verheiratete Frau und Mutter einer fünfjährigen Tochter hat sie mit der Rolle der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu kämpfen, die so gut wie keine eigenen Rechte hat.

Die Autorin schafft es gut die beiden Zeitabläufe miteinander zu verbinden.

Die Charaktere sind gut heraus gearbeitet.
Da gibt es natürlich Alice und ihre Tochter Rosa, die unter ihrem gewalttätigen Mann Henk zu leiden haben, von dem sie sich scheiden lassen will.
Ihren Bruder Jaris, der sich noch heute nicht verziehen hat, dass er ihre damals nicht helfen konnte.

Alice trifft in einer Sozialsprechstunde auf den Jungen Anwalt John. Da er ihren Fall vertreten soll lernen wir auch ihn und seine Familie näher kennen.
Sein Vater leitet ein Bankunternehmen in der zweiten Generation, das John aber nicht übernehmen will.
Sein jüngerer Bruder Julius ist ein Lebemann, der sich gerne den einfachsten Weg heraus sucht. Er ist mit Marlies verheiratet und wohnt mit ihr in der elterlichen Villa.
Ein, wie ich finde, unangenehmer Charakter, genau wie seine Frau.
Mir die liebste ist Blanche, die Tochter des Hauses, die immer auflebt, wenn ihr Mann Niklas auf Reisen ist. Dann zieht auch sie immer wieder zu Hause ein.
Gesa, Johns Mutter ist ganz Grandame. Sie herrscht über die Domestiken und den Haushalt. 

Die Geschichte hat mich an vielen Stellen erschüttert und ich bin dankbar nicht zu dieser Zeit gelebt zu haben.
Alice hat es nicht leicht und doch gibt sie nie auf, was mich stark beeindruckt hat. Manch andere wäre an ihrem Leid sicher zerbrochen.

Ich bin gespannt was noch im zweiten Band auf sie wartet. Sicherlich auch der Ausbruch des ersten Weltkriegs.
Ob die Reeven ihre Bank und ihre Brauerei gut durch die unsicheren Zeiten bringen werden?
Und welche Geheimnisse, die sich bisher noch um Alice Vergangenheit ranken werden wohl noch aufgedeckt? 

Am liebsten hätte ich gleich weiter gelesen, denn dieses Buch habe ich regelrecht durchsuchtet.