Rezension

Düsterer Thriller mit nerviger Ermittlerin

Das Sanatorium -

Das Sanatorium
von Sarah Pearse

Bewertet mit 3 Sternen

Teilweise im Wald versteckt und von bedrohlich wirkenden Gipfeln überschattet, war Le Sommet stets ein unheimliches Refugium. Früher war es als Heilanstalt für Tuberkulosekranke. Mittlerweile ist es ein Luxushotel. Als Detective Inspector Elin Warner anreist, fängt das Grauen an. Eine Frau verschwindet und ein passiert.

„Das Sanatorium“ vom Sarah Pearse wird als Gänsehaut-Thriller des Jahres beworben, was - aufgrund der strapaziösen Protagonistin - durchaus der Wahrheit entspricht. Bei einem Luxushotel in den Alpen, das einst ein Sanatorium war, werde ich natürlich neugierig. Die Berge, Kälte und rohe Naturgewalt finde ich als Setting besonders faszinierend. Dies allein war Grund genug, dass ich mich mit Detective Inspector Elin Warner auf einen Kurzurlaub in die Schweiz aufmache.

Die Kulisse des Thrillers in den Alpen bildet Le Sommet. Es handelt sich dabei um ein Sanatorium, wo einst Tuberkulose-Kranke behandelt wurden. Im Lauf der Jahre zerfiel es und wurde letztendlich aufgegeben. Heute ist es ein Luxushotel, dessen düstere Geschichte nach wie vor spürbar ist.

Wer an die Heilanstalten von damals denkt, hat vielleicht, wie ich, ein prächtiges, solides und respektables Gemäuer vor Augen. Schon beim Gedanken, dass man sich zur Erholung dort aufhält, wo einst gegen Krankheiten gekämpft wurde, hat einen merkwürdigen Beigeschmack. Dies ist von den Besitzern von Le Sommet beabsichtigt, und wird, wenn auch nicht in allzu düsterer Façon, als Aufhänger für das Hotel gepriesen.

Elin Warner reist zur Verlobungsfeier ihres Bruders an, womit der Horror beginnt. Kaum angekommen, verschwindet Isaacs Verlobte spurlos und kurz darauf ereignet sich ein Mord. Zu allem Übel trennt ein heftiger Schneesturm das Hotel von der Außenwelt, sodass Gäste und Mörder gemeinsam gefangen sind. 

Neben dem bedrückenden Rahmen war die Handlung definitiv sehr spannend angesetzt, obwohl es zwei Stolpersteine gab, welche dem Thriller die Faszination nahmen.

An vorderster Front finden wir die ermüdende Hauptfigur Elin Warner! Es ist für mich unverständlich, wie eine Schriftstellerin einen so packenden Thriller mit einer von ihr selbst kreierten Protagonistin derart ungeschickt beeinträchtigt. Bei Elin passt einfach nichts zusammen. Sie ist weder fachkundig, noch selbstsicher oder in anderer Hinsicht talentiert genug, um die Untersuchungen zu leiten. Sie folgt dem Handlungsverlauf des Romans und es ist dem Zufall zu verdanken, dass sie im Mittelpunkt der Geschichte steht und diese vorwärtsbringt. Aus meiner Sicht ist sie unfähig, unbeholfen und bringt absolut nichts zustande. Darüber hinaus handelt es sich um eine Kommissarin in der Opferrolle, deren Leben so übel verläuft, dass sie von seelischem Schmerz geplagt wird. Sie watet gleichsam durch den Schnee und stolpert dabei über einen Hinweis nach dem anderen. Zusätzlich schafft sie es nicht, den Mund aufzumachen, wenn es angebracht wäre und diesen geschlossen zu halten, wenn es der gesunde Menschenverstand nahelegt.

Das Ende des Thrillers beziehungsweise die Auflösung ist schlimm konstruiert. Die Motivation hinter dem Mord hat für mich keinen Sinn ergeben und passte nicht zum Hergang. 

Ich denke, dass es viele Leser und Leserinnen gibt, die sich daran nicht stören. Für mich handelt es sich hierbei um Punkte, die mir sehr wichtig sind. Ich will eine runde Handlung inklusive Schluss und Ermittler, die nicht am Abgrund eines Nervenzusammenbruchs stehen. 

Trotz meiner schlechten Kritik, habe ich das Buch dennoch mit Freude gelesen. Nach einer Weile gewinnt man Elin gegenüber eine gewisse Resistenz und nimmt ihre unkonventionelle Art in Kauf. Als Leser möchte man das Geheimnis um den Mord und die Historie des Hauses aufklären. Zudem wird man von Anfang an in verschiedene Blickwinkel einbezogen, die zusätzlich für Nervenkitzel sorgen.

Dementsprechend gibt es von mir eine Leseempfehlung, weil es trotz der nervigen Figur ein packender Thriller in einer spektakulären Umgebung ist.