Rezension

Eher Charakterstudie als Krimi, trotzdem interessante Lektüre!

Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein - Karin Fossum

Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein
von Karin Fossum

Bewertet mit 4 Sternen

In Norwegen wird in einem Stausee die Leiche eines ertrunkenen Kindes geborgen. Es ist der 16 Monate alte Tommy, der das Down-Syndrom hat. Seine Mutter Carmen hatte ihn nur kurz allein gelassen. Es sieht sehr nach einem tragischen Unfall aus. Kommissar Konrad Sejer beginnt mit den Ermittlungen und hat einen Verdacht.

Dieses Buch ist kein üblicher Krimi mit Suche nach dem möglichen Täter und blutiger Handlung. Es ist viel mehr eine tief angelegte Charakterstudie, die sich mit den Eltern des verstorbenen Kindes und deren Trauerbewältigung und der Entwicklung ihrer Beziehung befasst. Man erfährt sehr viel von ihrer Persönlichkeit und sucht nach den Gründen für den Tod des unschuldigen Kindes. Die Spannung entsteht durch das Kennenlernen der Personen und der Frage nach dem wahren Grund des Todesfalles.

Die Erzählweise erfolgt aus zweierlei Sicht. Einmal erzählt Kommissar Sejer, der ein umgänglicher, ruhiger und erfahrener Ermittler ist. Er hat gesundheitliche Probleme, die ihn innerlich belasten und führt seine Arbeit dennoch sehr besonnen durch. Besonders die vorsichtige Befragung der jungen Eltern hat mir imponiert.
Dann erzählt die junge Carmen, die ihrer Mutterrolle eines behinderten Kindes nicht gewachsen ist und sich selbst eher als Mittelpunkt ihres Lebens sieht als ihre kleine Familie. Sie lässt sich von ihrem Vater verwöhnen und spielt die Prinzessin. Das sie eine narzisstische Persönlichkeit darstellt, wird anhand ihrer Gedanken und Äußerungen sehr schnell deutlich. Zu schnell verdrängt sie den Tod ihres Kindes und geht zum normalen Alltagsleben über.
Man taucht hier regelrecht in diese Personen und ihre Gefühle ein und das macht sie sehr tief und realistisch angelegt. 

Der Erzählstil ist flüssig und ruhig gehalten und dennoch sehr unterhaltsam. Die Dialoge des jungen Paares kommen mir allerdings nicht altersgerecht vor. Dort hätte ich eine andere Sprache erwartet. 

Allgemein haben mir die gelungene Charakterdarstellung, ihre Entwicklung in der Geschichte und die Thematik gut gefallen. Hier werden unübliche Themen beschrieben, die man sonst nicht häufig liest.

Dieser Kriminalroman ist ungewöhnlich durch gut dargestellte Charaktere, hat aber dennoch eine spannende Handlung, die man interessiert verfolgt. Eine gelungene Unterhaltung, die sich mit der Täterentwicklung auseinander setzt.