Rezension

eher mittelmäßiger Jugendthriller mit Bezug zum Gothic

Weiße Krähe - Marcus Sedgwick

Weiße Krähe
von Marcus Sedgwick

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Als die 17-jährige Rebekka für die Sommerferien in den verschlafenen Küstenort Winterfold kommt, lernt sie schnell die 16-jährige, seltsame Ferelith kennen. Beide freunden sich an und verbringen viel Zeit miteinander. Außerdem erzählt Ferelith von der Geschichte des Ortes, von merkwürdigen Vorgängnissen. Viel zu viel scheint sie zu wissen und Rebekka fragt sich bald, welches Geheimnis das Mädchen hütet. Und was ist vor etwa 200 Jahren in Winterfold wirklich geschehen?

Meine Meinung:

Marcus Sedgwicks Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Er ist simpel und einfach gehalten, aber dabei etwas zu simpel. Die Sätze sind größtenteils sehr kurz und bündig. So liest sich die Geschichte etwas abgehackt. Außerdem wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal gibt es einen neutralen Erzähler, der die Handlung aus Rebekkas Sicht erzählt, dann die Sicht Fereliths in Ich-Form und andererseits die des Pfarrers im 18. Jahrhundert. Diese ist in Tagebuchform. Dieser Umstand macht das Buch weder besser, noch schlechter. Zwei Erzählperspektiven hätten meiner Meinung nach völlig ausgereicht.

Auch die Handlung des Buches ist nicht der Knüller. Sie ist eher langweilig bis mittelspannend. Gerade der Anfang zieht sich wie Kaugummi in die Länge und das, obwohl das Buch an sich schon eher kurz ist. Nur das Ende ist etwas spannender, kann die Geschichte aber nicht mehr herum reißen. Zwar hat die Story auf jeden Fall Potenzial, denn das Thema, Leben nach dem Tod, ist durchaus interessant, wurde aber nicht gut ausgeschöpft. Außerdem wurde mir bis zum Ende nicht ganz klar, was der Autor dem Leser mit dieser Geschichte sagen will. Erst die Anmerkungen am Ende haben mich dann restlos aufgeklärt. Ich empfehle also, diese unbedingt mit zu lesen. Die düstere Grundstimmung, obwohl die Story im Sommer spielt, ist sehr bedrückend und bestätigt das Genre des Buches, was ich allerdings sehr gut fand.

Die Charaktere hingegen fand ich allgemein gelungen. Die Protagonistin Rebekka ist eine relativ normale, aber einsame 17-Jährige, mit allerhand Problemen. Ihre Beziehung zu Ferelith ist durchzogen von Zweifeln und Misstrauen und dennoch verbringt sie viel Zeit mit ihr, was auf Grund ihrer Problematik sehr nachvollziehbar ist. Trotzdem ist sie vernünftig und überlegend. Ferelith ist eine Person, die man als Leser ganz schwer einschätzen kann. Lange erfährt man nicht viel über sie, hat aber nichtsdestotrotz das bedrückende Gefühl, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmt. Sie scheint sehr intelligent, verhält sich aber manchmal eher wie ein kleines Kind. Vom Pfarrer erfährt man nicht allzu viel, dennoch wird schnell klar, dass er etwas Dämonisches an sich hat, etwas Böses.

Weisse Krähe ist für mich ein eher durchschnittliches Buch, mit einer durchschnittlich guten Geschichte, aber mit tollen Charakteren, welche dafür sorgen, dass ich es gerade noch so als gut bewerte. Ob ihr dieses Buch lest, sei euch überlassen. Eine Leseempfehlung gebe ich allerdings nicht.

3/5 Tatzen