Rezension

Ein anderer Einblick in die Welt des Vatikans

Als Papst lebt man gefährlich
von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Bewertet mit 5 Sternen

"...Macht und Ohnmacht liegen hier ziemlich nahe beieinander..."

 

Massimo ist mit den Taten und Reden seines unmittelbaren Vorgesetzten, des Papstes, gar nicht zufrieden. Er plant eine Verschwörung.

Im Vatikan regiert erstmals ein österreichischer Papst. Leo XV: hat eine Kommission für Reformen eingesetzt. Seine Kindheitsfreundin Frau Professor Erika Wagner hat den Vorsitz. Das passt einigen der Herren nicht ins Konzept.

Die Autorin hat eine amüsante Gegenwartsgeschichte geschrieben, die sich stellenweise wie eine Krimi liest. Obwohl die eigentliche Handlung fiktiv ist, haben einige Geschehnisse einen hohen Wiedererkennungswert.

Leo XV. ist in seiner Rolle als Papst zwiegespalten. Er möchte manches modernisieren, aber bitte nicht gleich, nicht alles, nicht in der Öffentlichkeit. Da kommen ihm die Bekenntnisse einiger katholischer Geistlicher zu den illegitimen Ehefrauen und den unehelichen Kinder sehr ungelegen.

Erika liebt Leo. Allerdings weiß sie, dass ein gemeinsames Leben nicht möglich ist. Sie ist dankbar für die gemeinsame Arbeit und macht, wenn nötig, auch Druck. Aber Erika ist nicht die einzige starke Frau, die in das Geschehen eingreift.

Im Hintergrund versuchen mehrere Kardinäle, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Die Nachforschungen zu den Unterschlagungen in der Vatikanbank stören dabei erheblich ihre Kreise. Deshalb sinnt man auf Gegenmaßnahmen.

Der Schreibstil ist in großen Teilen leicht und locker. Ein feiner Humor durchzieht die Geschichte. Mancher Satz ist mit spitzer Feder geschrieben, gerade weil er der Wirklichkeit entlehnt.Allerdings gibt es auch ernste Abschnitte. Einige Sätze ließ mich nachdenklich zurück. Dazu gehört auch der obige. Beim Treffen von Papst und amerikanischen Präsident war er durchaus auf die Lage von beiden Seiten anwendbar. Die interessanten und aufschlussreichen Gespräche der Verschwörer sind in kursiv gedruckt. Sie zeigen, dass die Herren ihren geistlichen Auftrag gründlich missbrauchen. Dabei sind die Täter schnell namentlich klar, während deren Entlarvung ihre Zeit braucht. Gut gelöst finde ich die Tatsache, dass die Unterstützer des Papstes aus allen Altersschichten kommen. Zu den Stärken des Schriftstils gehören die Dialoge. Das gilt nicht nur für den Bereich der Verschwörung. Auch in anderen Gesprächen werden Kernpunkte thematisiert und aktuelle Fragen diskutiert. Insbesondere der Sinn oder Unsinn des Zölibats nimmt breiten Raum ein.

Man sollte wissen, dass Fragen des christlichen Glaubens im Buch kaum eine Rolle spielen. Es geht vorwiegend um menschliche Stärken und Schwächen des Bodenpersonals.

Das Cover mit dem Kreuz und Gold und Geld passt ausgezeichnet zur Thematik.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin beweist, dass man auch ernste Themen auf Leichte Art darstellen kann. Allerdings sei mir ein kleiner Kritikpunkt genehmigt. Die Schriftgröße der Printausgabe sollte unbedingt erhöht werden. Sonst wird das Lesen anstrengend für die Augen.