Rezension

Ein atmosphärischer Kriminalfall an der Nordsee mit kleinen Schwachstellen

Nordsee-Nacht - Hannah Häffner

Nordsee-Nacht
von Hannah Häffner

Bewertet mit 4 Sternen

Cover und Gestaltung

„Nordsee-Nacht“ ist im Goldmann Verlag erschienen und ist ein sehr atmosphärisch gestaltetes Taschenbuch. Das Cover bereitet den Leser sehr gut auf die Stimmung der Erzählung vor und die Verarbeitung des gesamten Buches fühlt sich sehr hochwertig an. Besonders schön gestaltet sind die Innenklappen mit Zitaten aus dem Buch. Es wurde eine sehr passende Schriftgröße gewählt, eine zu kleine Schrift empfinde ich oft als anstrengend.

 

Schreibstil und Aufbau

Hannah Häffner hat einen sehr angenehmen Schreibstil, die Sätze sind nicht zu lang und haben eine klare Struktur. Das ermöglicht einen guten, zügigen Lesefluss und die Erzählung ist gut verständlich. Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt, zuerst werden die Geschehnisse im Jahr 1987 geschildert und im zweiten Teil dann die im Jahr 2012. Die Kapitel haben eine für mich sehr angenehme Länge und sind größtenteils sehr prägnant. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven involvierter Charaktere beschrieben, es wird dabei aber nie konfus oder unüberschaubar, um wen es sich handelt.

 

Story und Atmosphäre

Im Jahr 1987 verschwindet die kleine Friederike spurlos aus einem Zeltlager im Küstenort Hulthave an der Nordsee. Wir begleiten die Ermittlungen von Kommissar Wedeland und seinem Team und erleben den Fall auch aus der Sicht anderer beteiligter Personen, wie zum Beispiel der Betreuerin Sascha. Ganze 25 Jahre später taucht am Strand von Hulthave eine Frau ohne Gedächtnis auf und Kommissar Wedeland und Betreuerin Sascha kehren an den Ort des Geschehens zurück, um endlich die Wahrheit über Friederike herauszufinden.

Die Geschichte wird von der Autorin sehr atmosphärisch erzählt, sie erschafft eine beklemmende Stimmung an diesem eigentlich so fröhlichen Urlaubsort und hat mich damit sehr neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht. Was es zu beachten gilt, ist dass es in diesem Roman nicht primär um die polizeilichen Ermittlungen geht, sondern der Fokus sehr auf die Erlebnisse und Gefühle der einzelnen Personen gelegt ist. Wir erfahren also viel über das Leben der beteiligten Charaktere und wie sie mit dieser Extremsituation umgehen.

Mir persönlich gefällt der erste Teil des Buchs am besten, die Spannung wird sehr gut aufgebaut und durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mich gut in das Setting einfühlen. Leider gibt es für mich zum Ende hin einige Schwachstellen und es haben sich für mich noch einige Fragen ergeben, die leider nicht beantwortet wurden. Außerdem hätte ich mir mehr Informationen zur verschwundenen Friederike gewünscht und dafür weniger Hintergrundwissen zu manchen Personen.

 

Fazit

„Nordsee-Nacht“ ist kein typischer Krimi und ist wohl deshalb auch als Roman betitelt. Die Thematik des vermissten Mädchens finde ich sehr interessant, da ich generell gerne Kriminalfälle lese, aber man sollte wie gesagt keinen typischen Krimi oder Thriller erwarten. Hier wird das Augenmerk auf die Menschen gelegt, die mit dem Verschwinden umgehen müssen und wie sich auch das private Leben durch so ein Ereignis verändert. Schön finde ich das Setting an der Nordsee und die Stimmung, die die Autorin mit ihrer Erzählweise erzeugt.

Leider kann ich dem Roman trotz interessanter Idee, tollem Schreibstil und einer starken Autorin keine fünf Sterne geben, da er mich auf den letzten Seiten inhaltlich enttäuscht hat und für mich ein paar Schwachstellen aufweist. Aus meiner Sicht sind nicht alle Fragen geklärt worden und auch mit den Erklärungen, die gegeben wurden, bin ich nicht immer ganz zufrieden gewesen. Letztendlich hat Hannah Häffner aber einen spannenden, soliden Debütroman geschrieben und ich würde definitiv gerne in der Zukunft noch mehr von ihr lesen!