Rezension

Ein aus den Fugen geratenes Frauenleben

The Woman Who Stole My Life
von Marian Keyes

Bewertet mit 3 Sternen

Stella Steenway aus Dublin ist um die 40, Mutter zweier Kinder und Kosmetikerin. Eine plötzliche seltene Nervenerkrankung fesselt sie fast ein Jahr lang bewegungs- und sprachunfähig ans Krankenhausbett. In dieser Zeit baut sie eine besondere Beziehung zu ihrem Neurologen Mannix Taylor auf, dessen Bekanntschaft sie bereits sechs Monate zuvor bei einem Autounfall machte. Mit ihm kommuniziert sie durch Augenzwinkern. Stella denkt sich jeden Tag einen weisen Spruch aus.  Mannix sammelt sie und lässt daraus ein Buch erstellen. Nach ihrer Genesung trennt sich Stella von ihrem Ehemann und nimmt eine Beziehung zu Mannix auf. Durch Zufall wird ihr Büchlein in den USA ein Erfolg und Stella zieht mit Mannix dorthin, um sich ein Leben als erfolgreiche Autorin aufzubauen. Allerdings ist sie Sabotage und Intrigen ausgesetzt. Ob hieran ihr Glück scheitert?

 

Formal ist die Geschichte in vier große Abschnitte unterteilt („Me“, „Him“, „Her“, „Me“), eingerahmt von einem kurzen Rückblick bzw. Ausblick auf das Geschehen sechs Monate zuvor bzw. ein Jahr später. Insbesondere im ersten Abschnitt finden viele Zeitenwechsel von der Gegenwart, als Stella aus den USA wieder zurück in Dublin ist, auf die Vergangenheit zur Zeit ihrer Erkrankung statt. Das wird nicht jeder mögen, weil es Konzentration erfordert. Hilfreich bei der Orientierung ist insoweit, dass die Zeitsprünge durch unterschiedliche Schriftbilder kenntlich gemacht sind. Eine schöne Idee ist es, allen im Krankenhaus spielenden Passagen als Titel Stellas ersonnene Weisheiten voranzustellen, die später in besagtem Büchlein abgedruckt sind. Wendungen wie „Nicht jeder kann eine Heilung für Krebs finden. Jemand muss das Abendbrot machen oder die Socken sortieren“ oder „Gesund werden ist leichter, wenn du tatsächlich gesund werden willst“ regen durchaus zum Nachdenken an. Dieses Ziel verfolgt auch die im bereits erwähnten Rückblick angesprochene Karma-Thematik (Prinzip von Ursache und Wirkung). In der eigentlichen Geschichte spielt sie dann allerdings wider Erwarten so gut wie keine Rolle mehr.

Abgesehen von den letzten beiden Aspekten handelt es sich um einen leichten, unterhaltenden Frauenroman auf dem Niveau eines Chick-lits, für den gerade die Protagonistin Stella mit ihren Beziehungs-, Gewichts- und beruflichen Problemen typisch ist. Zu viele Begebenheiten sind eher realitätsfern. Die Spannung wird geschickt aufrechterhalten, indem dem Leser zwar von Anfang an klar ist, dass Stellas Autorenberuf letztlich ein Flop war und in ihrem Leben ein Mann eine Rolle gespielt hat, er aber bis zum Schluss keine Einzelheiten hierzu erfährt.

 

Alles in allem siedele ich den Roman im Mittelmaß an. In der deutschen Übersetzung wäre ich sicher enttäuscht gewesen. Ihn in der englischen Originalfassung lesen und gut verstehen zu können, hat mich aber doch zufrieden zurückgelassen.