Rezension

Ein aus der Zeit gefallener italienischer Krimi – Chauvinismus pur!

Schatten der Vergangenheit -

Schatten der Vergangenheit
von Antonio Fusco

Bewertet mit 2 Sternen

Mit Commissario Casabona schickt Antonio Fusco in „Schatten der Vergangenheit“ einen Protagonisten ins Rennen, der leider schnell zum Stereotyp eines italienischen Machos verkommt. Zwar kann der Krimi durchaus mit einer interessanten Kriminalhandlung punkten, die platten Figuren und das hochproblematische Frauenbild des Romans zerstören jedoch jegliche aufkommende Atmosphäre.

 

Casabona wird verdächtigt, den Liebhaber seiner Ex-Frau ermordet zu haben und muss daher vor der Justiz fliehen – was gar nicht so einfach ist, denn es handelt sich um seine eigenen Freunde und Kollegen. Um seinen guten Namen reinzuwaschen, stellt er auf eigene Faust Ermittlungen an und muss gleichzeitig versuchen, seinen Kollegen immer einen Schritt voraus zu sein. Auf der Suche nach der Wahrheit und Unterstützung von Menschen, denen er vertrauen kann, muss er rasch feststellen, dass die italienische Unterwelt ihre Finger im Spiel hat.

 

Trotz der Kürze des Romans hat dieser Krimi auf Handlungsebene durchaus einiges zu bieten. Vor allem zu Beginn macht es großen Spaß, Casabona dabei zu begleiten, wie er seine Kollegen bei der Polizei an der Nase herumführt, um sich der Verhaftung zu entziehen. Der Lesespaß wird aber leider bald ruiniert von dem desaströsen Frauenbild, das nicht nur in Casabonas Perspektive, sondern auf jeder Seite durchschimmert – man hätte eigentlich hoffen dürfen, dass Haltungen wie „Ich verstehe die Frauen nicht, und sie sind alle gleich“ irgendwann mal aus der Literatur verschwinden würden, aber weit gefehlt. Frauen tauchen bei Fusco nur als (betrügerische) Geliebte auf, die den tiefgründigen Herzschmerz des tragischen Helden zu verantworten haben. Persönlichkeit oder Charakter gönnt er keiner der spärlich gesäten Frauenfiguren. Stattdessen ergeht sich Casabona regelmäßig in ausführlichen melodramatischen Ergüssen über die Härten des Lebens. Das ist vor allem insofern schade, als es dem Autor durchaus gelingt, mit einem flüssigen Schreibstil Spannung aufzubauen, jedoch kann man seine stereotypen Figuren leider einfach nicht ernst nehmen.

 

Ein Krimi, der sich leider liest, als wäre er vor mindestens sechzig Jahren geschrieben worden und hätte das Gesellschaftsbild dieser Zeit mitgebracht. Trotz Potenzial in der Handlung eine enttäuschende Lektüre.