Rezension

Ein ausdrucksstarker Roman über die Gesellschaftsschichten von Paris

Die Arena -

Die Arena
von Négar Djavadi

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s? In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer Polizistin tot aufgefunden, die mit einem Fußtritt versucht, den vermeintlich Bewusstlosen zu wecken. Kurz darauf geht ein Video über diese angebliche Polizeigewalt viral.

Meine Meinung:

In ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ beschreibt Négar Djavadi eindrucksvoll die Gesellschaftsschichten in Paris. Ihr Schreibstil lässt die unterschiedlichen Milieus lebendig werden. Die Viertel der Reichen, der Ärmeren, die Gangs und die Lager der Immigranten.

Mit Benjamin Grossmann lernen wir die gehobene Pariser Schicht kennen. Er stammt aus einem ärmeren Viertel, in dem seine Mutter noch immer wohnt. Zu ihr hat er kaum mehr Kontakt, hat ein neues Leben begonnen. Ohne Sorgen. Es ist so schön wie schade zu sehen, wie er und seine Mutter tief verbunden sind und sich dasselbe voneinander wünschen, ohne es auszusprechen. Mit Asya Baydar erleben wir die Mittelschicht. Sie ist Polizistin und gerät aufgrund eines zusammengeschnittenen Videos, das viral geht, in den Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Polizeigewalt. Sie, die als Ausländerin und eine der wenigen Frauen bei der Polizei zu einer Minderheit zählt, die sich hart hochgearbeitet hat und alles gibt erlebt, wie schnell das Leben durch ein kurzes Video zerstört werden kann. Und mit Camille alias @corky und den Jungs aus ihrem Viertel erleben wir die ärmere Schicht. Die Gangs. Anhand von ihnen und den Immigranten, wie z.B. Amir, zeigt Négar den Kampf ums Leben und Überleben. Und mit dem Journalisten Stéphane Jahanguir sehen wir, wie der Erfolgsdruck und Drogen ein Leben beeinflussen können.

Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, da die ersten Kapitel zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten doch etwas gesprungen sind. Als ich alle dann zugeordnet hatte, war das Buch aber umso spannender. Die Autorin hat uns mit hineingenommen in das bunte Leben von Paris. Mit Camilles Video haben wir gesehen, wie schnell man seine 5 Minuten Ruhm bekommt, wie schnell Leben zerstört werden können und wie schnell alles wieder vergessen ist. Und wir haben erlebt, wie Eskalation entsteht und die Leute aufgehetzt werden. Gut haben mir auch die unterschiedlichen Darstellungen der Arrondissements gefallen, nur ein paar Blocks auseinander und schon ist man in einer komplett anderen Welt. Das Buch ist ein Roman, der die Gesellschaft Paris auf wunderbare Weise widerspiegelt und uns am Leben einzelner Personen teilhaben lässt. Es gibt spannende Momente, es gibt Morde, es gibt lebensverändernde Ereignisse und es ist von Anfang bis Ende wirklich interessant zu Lesen. Man merkt, dass die Autorin in dieser Stadt lebt und einen tiefen Einblick hat – dieses Buch atmet Paris!

Fazit:

Négar Djavadi lässt in ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ Paris lebendig werden. Wir erleben die Stadt und ihre unterschiedlichen Milieus. Mit Benjamin Grossmann lernen wir die wohlhabende Bevölkerungsschicht kennen. Und wir sehen, wie eine Verwechslung ein ganzes Leben ändern kann. Ein bisschen leidgetan hat mir, dass er und seine Mutter dasselbe voneinander wünschen, es sich aber nicht auszusprechen trauen. Dass die beiden eigentlich eine tiefe Verbindung haben, die aber versteckt ist. Mit Camille erleben wir, wie schnell man mit einem Video 5 Minuten Ruhm erlangt. Und wie ein Video, das viral geht, Leben zerstören kann, obwohl es die Allgemeinheit schon einen Tag später wieder vergessen hat. Mit ihr bekommen wir auch einen Eindruck in die Welt der dort lebenden Immigranten und den Drogenhandel. Und anhand der Polizistin Asya, genannt Sam, erleben wir, wie gegen Polizeigewalt vorgegangen wird. Und wie mit gezielt geschnittenen Videos Leben zerstört werden können. Das Buch gibt ein eindrucksvolles Bild von Paris ab und ist zugleich spannend, erhellend und wirklich interessant zu lesen. Lediglich am Anfang hatte es einige Längen, bis ich in dann in die Geschichte eintauchen konnte.

4 Sterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman über eine lebendige Stadt der Unterschiede und Kulturen!