Rezension

Sittengemälde einer Stadt

Die Arena -

Die Arena
von Négar Djavadi

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Studie, die eine etwas andere Seite von Paris aufzeigt, authentisch und vielschichtig, leider auch etwas langatmig.

Ein verloren gegangenes Handy ist der Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die ein Brennpunktviertel von Paris in den Mittelpunkt stellt. Schier unendlich erscheinende Perspektiven mit einer Vielzahl an Protagonisten zeigen eine unbekannte Seite der Stadt der Liebe. Aufgewachsen im Problemviertel hat Benjamin es in die höheren Sphären der Gesellschaft geschafft. Der Verlust seines Mobiltelefons bringt ihn zurück in seine Jugend. Dort haben sich zwischenzeitlich diverse Gesellschaftsgruppen niedergelassen, die für beängstigende Szenarien sorgen. Die Themenvielfalt ist in diesem Buch ungewöhnlich groß. Neben der Welt der Streaming-Dienste tauchen wir ein in die Arbeit der Polizei, die Probleme von Migranten und Geflüchteten, das Gangmilieu und nicht zuletzt das Vorgehen der Politiker, wobei die sozialen Medien eine sehr große Rolle spielen. Diese Bandbreite erfordert die ganze Aufmerksamkeit seiner Leserschaft.

Die Welt der Streaming Dienste ist nicht die meine, daher hat dieser Teil mit seinen tiefgehenden Details mich sehr angestrengt. Ebenso die Vielzahl der Charaktere, die in abwechselnden Perspektiven ihren Part erzählen. Themen wie verpfuschte Träume, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit, gesellschaftliche Missstände werden in einer passenden, fast provokativen Sprache ungeschönt dargestellt. Dies ist einerseits bedrückend, andererseits beeindruckend. Das Lesen hat sich dadurch für mich zeitweise sehr schwierig gestaltet. Die Gesellschaftskritik ist schon sehr gut auf dem Cover eingefangen, was mir wirklich gut gefällt. Wer tief in die Gesellschaft eintauchen möchte, ist bei diesem Buch genau richtig.