Rezension

Ein ausgeklügelter Krimi mit Tiefgang

Ich bin ein Mörder - Brigitte Pons

Ich bin ein Mörder
von Brigitte Pons

Bewertet mit 5 Sternen

Mal etwas anderes...

Ich empfehle hier einen sehr guten, spannenden Krimi, der in die Tiefe geht. Alles ist wohl überlegt, keine Frage bleibt am Ende offen. Dabei wird dem Leser eine Menge geboten. Wer es liebt zu spekulieren, den Dingen auf den Grund gehen möchte, aber enttäuscht wäre, wenn der Autor ihn zu früh hinter alles kommen lässt, der ist mit diesem Krimi 'Ich bin ein Mörder' bestens bedient. Nichts ist wie es scheint, oder doch?
Mir gefällt die Idee der Autorin Brigitte Pons, dass ein Krimischriftsteller sich als der Mörder aus seinen Bücher darstellt. Was aber steckt dahinter? Wer oder wem nutzt diese Publicity? Er spielt mit seinen Lesern, wie Brigitte Pons es nicht weniger tut. Da Tobias Stockmann, der Autor aus dem Buch die Kriminalkommissarin Alexandra kennen lernt, sind natürlich auch Ermittlungen zu verfolgen. Das kann einem Krimiautor nur Recht sein. Hautnah am Geschehen.
Ich möchte nicht versäumen, den tollen Spruch von Shakespeare, den Brigitte Pons zu Beginn des Romans zitierter, zu erwähnen:
'Dass, was wir haben, wir nach Wert nicht achten, solange wir`s genießen; ist's verloren, dann überschätzen wir den Preis; ja dann erkennen wir den Wert, den uns Besitz missachten ließ.'
Schon hier ist zu erkennen, das Buch gibt eine Menge Nachdenkliches her und sicher hat auch dieses Zitat eine Bedeutung für das Buch. Welche, das sollte der Leser selbst heraus finden.
Direkt zu Beginn erklärt sich der Mörder. Ich möchte nicht verraten, was dahinter steckt, aber der Leser wird merken, mit welchen Mitteln Brigitte Pons aufwartet, um dem Leser einiges zu bieten. Langweilig wird es an keiner Stelle im Buch.
Die Figur Alexandra, eine Streifenpolizistin und Romantikerin, soll als Polizistin eigentlich Schutz bieten, braucht ihn aber oft selber noch. Ihr beruflicher Partner ist Mischa, ein liebenswerter Freund. Die beiden sind für mich zwei tolle Gegenspieler, ohne jeweils Gut oder Böse zu vertreten. Im Grunde genommen stehen sie auf einer Seite. Durch diese Konstellation entwickelt sich das Geschehen gut weiter. Am Ende des Buches wird man diese beiden Figuren mögen und nach Fortsetzung mit diesem Ermittlerduo lechzen.
Jörg Weber, ein Journalistenfreund ist sehr gut zwischen Alexandra und Mischa angelegt und rundet die Sache prima ab.
Am Dienstag den 16. Oktober betritt 'Er' die Bühne und sorgt für einen Spannungsschub. Ab jetzt wirft die Autorin eine Menge Fragen auf. Ist 'Er' ein Trittbrettfahrer, der wahre Mörder, ein zweites Ich oder wer? Die Autorin hat diese Figur in Nebel eingehüllt und lässt den Leser bewusst im Dunkel stehen. Das dient bestens der Spannung.
Die Autorin sät Zweifel in alle Richtungen. Kennt der Buchautor im Buch -Tobias Stockmann- den Mörder und bedient sich seiner Morde, als Inspiration für seine Romane oder ist er es selbst und testet wie weit er gehen kann, oder was steckt dahinter?
Jedes Detail lässt sowohl Stockmann, einen sogenannten 'Er' oder den wahren Mörder verdächtig erscheinen, aber niemals kommt der Leser definitiv hinter die Wahrheit, bis sich zum Schluss alles logisch fügt.

Man darf ruhig überlegen, ob 'Er' tatsächlich eine weitere Figur ist oder eher das andere Ich von Tobias Stockmann, aber ob es so ist werde ich an dieser Stelle mit Sicherheit nicht verraten.
Die Autorin wartet mit guten Kenntnissen der Polizeiarbeit auf. Das dient natürlich dem Leser, der gewiss sein darf, dass hier keine hanebüchenen Ermittlungsarbeiten statt finden.
Überaus geschickt, schafft es Brigitte Pons die Spannung aufrecht zu halten und immer wieder neu anzuheizen. Außerdem bin ich als Leser ziemlich verwirrt, weil ich den wildesten Spekulationen erliegen darf.
Doch auch die Familie Neumaier sei erwähnt, die sich ins Romangeschehen einmischt und ihre Rolle spielt. Conrad Neumaier ist ebenfalls bei der Polizei und gibt eine Menge Rätsel auf.
Es gibt weitere Nebenfiguren, die alle wunderbar ins Romangetriebe passen und die Geschichte abrunden.
Die Autorin versteht ihr Handwerk und verdient Beachtung. Ich wünsche ihr mit diesem überaus gelungenen Buch aus Überzeugung großen Erfolg. Dem aufmerksamen Leser sei gesagt, dass es einige kluge Sätze in diesem Buch gibt und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Friedrich Dürrenmatts 'Der Richter und sein Henker' sicher als Inspirationsquelle gedient hat und das Buch noch eine Nuance interessanter macht. Doch Vorsicht es darf keinesfalls für eine Kopie gehalten werden. Insgesamt ist der Roman ein Wahnsinns-Verwirrspiel. Brigitte Pons manipuliert den Leser aufs Feinste. Allerdingst gibt es auch grausige Szenen, wobei sie eher subtiler Art sind, aber von umso stärkerer Wirkung. Stets gibt es nur einen einzigen Ausweg, weiter lesen.
Brigitte Pons schreibt an einer Stelle 'Die Feder ist mächtiger, als das Schwert.' Ich weiß nicht, ob sie mit dem Schwert umgehen kann. Das ist auch nicht nötig, denn sie beherrscht die Feder.
Ganz langsam beginnt die Autorin die Fragen zu beantworten, Geheimnisse zu lüften. Immerfort rauben einem die Erkenntnisse den Atem. Brigitte Pons legt Spuren, baut Spannung auf und kommt dann zur Lösung, hält aber weiterhin den Leser in Atem. Top! Es gibt so viele Beispiele in diesem Buch an interessanten Szenen, die ich in der Rezension nicht aufzählen bzw. verraten kann, weil es den Lesegenuss mindern würde. Eigentlich schade, aber ich kann versprechen, dass der Leser sehr zufrieden sein wird. Ich verneige mich und empfehle 'Ich bin ein Mörder' von Brigitte Pons aus dem Sutton Verlag.