Rezension

Ein authentischer, warmherziger Roman mit wichtiger Message !

Aber vielleicht wird auch alles gut -

Aber vielleicht wird auch alles gut
von Lea Melcher

Bewertet mit 5 Sternen

Emilia ist fast 30 und leidet unter einer Angststörung. Sie verlässt ihr Haus nur im alleräußersten Notfall und hat ihre sozialen Kontakte auf ein absolutes Minimum beschränkt. Sie struggled durchs Leben und sieht in keinem einzigen Bereich eine wirkliche Perspektive. Aber eigentlich ist sie so ja auch ganz zufrieden, denkt sie. Bis sie die Hochzeit ihrer Schwester beinahe sprengt, und das, obwohl sie nicht einmal hingeht. Lara setzt ihr darauf das Messer auf die Brust: Such dir einen Therapeuten oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir.

Als sich Emilia schließlich wirklich dazu durchringt, ihre Probleme in Angriff zu nehmen, schlittert sie direkt in die, für sie, nächste Katastrophe. Denn in der Praxis von Dr. Struwe trifft sie ausgerechnet auf Jack, den sie seit 4 Jahren nicht mehr gesehen hat und der dem Therapeuten gegenüber behauptet, sie seien zu einer Paartherapie angemeldet. Und obwohl Emilia am liebsten sofort fliehen möchte, spielt sie das Verwechslungsspiel mit und stellt sich endlich ihren Ängsten...

Lea Melcher hat mit "Aber vielleicht wird auch alles gut" einen Roman geschrieben, der so viele ehrliche, kluge und wichtige Aspekte hat, aus denen man sich als LeserIn nicht nur unglaublich viel Gutes für sich selbst ziehen kann, sondern der bestärkt und einfach wahnsinnig gut unterhält.

Ich habe Emilias Geschichte innerhalb von zwei Tagen förmlich verschlungen, mit ihr mitgefühlt, oft geschmunzelt und ich musste vor allem sehr oft zustimmend und verstehend nicken, weil ich glaube, dass viele Menschen, auch ich, sich oft einfach genau so sehr selbst im Weg stehen wie Emilia das in vielen Situationen tut.

Geschürt wird dieses nicht vorhandene Vertrauen in sich selbst oft von unserer Außenwelt, die uns suggeriert, wir müssten perfekt sein, was wiederum den Druck auf die eigene Persönlichkeit und die eigenen Ziele enorm erhöht. Emilia orientiert sich häufig an ihrer erfolgreichen Schwester Lara, der scheinbar alles so leicht und wunderbar harmonisch zufliegt und sich selbst sieht sie daher als wirklich hoffnungslosen Fall, weshalb sie sich der Welt einfach komplett verschließt. Erst Jacks plötzliche Rückkehr und die sehr unkonventionelle Art von Dr. Struwe, der sie anspornt, Dinge aus sich herauszukitzeln, von denen sie glaubt, dass sie gar nicht da sind, locken Emilia mehr und mehr aus ihrem Schneckenhaus und bringen sie dazu, sich mit sich selbst zu befassen. Damit, was SIE wirklich will und wer SIE eigentlich ist.

Ich fand den Prozess, den Emilia hier durchläuft unglaublich großartig und vor allem sehr authentisch umgesetzt, denn eine "Wunderheilung" gibt es nicht und sich selbst zu heilen und zu sehen, was in einem steckt und dass man sich vor nichts und niemandem verstecken muss, ist eben genau das: ein Prozess.

Was mir hier außerdem sehr gefallen hat, war, dass Lea Melcher auf drückende Stimmung verzichtet hat, wie es in Büchern über Mental Health oft der Fall ist, sondern dass sie hier viel Witz, besonders durch ihre Darstellung von Emilia, eingestreut hat und dem ganzen Thema zwar die dringend nötige Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit, aber eben auch eine gewisse Leichtigkeit schenkt.

Unterstützt und aufgelockert wird die Geschichte zusätzlich mit wunderschönen Illustrationen der Autorin.

Für mich war dieser Roman eine sehr sehr positive Überraschung und ein tolles Lesevergnügen mit Mehrwert, weshalb ich ihn auf jeden Fall unbedingt an euch weiterempfehlen möchte !