Rezension

Ein berührender Roman aus der Welt des Ostjudentums

Hiob - Joseph Roth

Hiob
von Joseph Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Joseph Roths »Hiob. Roman eines einfachen Mannes« ist 1930 erschienen. 1978 wurde in der ARD eine dreiteilige Verfilmung ausgestrahlt. Ich weiß nicht mehr, ob ich zuerst den Film gesehen oder das Buch gelesen habe – jedenfalls fand ich beides hervorragend: und konnte jetzt, bei der Wiederlektüre des Romans, erfreut feststellen, dass ich das Buch noch genauso mag wie damals.

Der Roman ist eine moderne Version der Hiobs-Geschichte: der Geschichte von dem Mann, der gottesfürchtig und gerecht ist, dennoch alles verliert, dem aber am Schluss doch göttliche Gnade zuteil wird und der wieder das Glück erlebt.

Roth erzählt die Geschichte des ostjüdischen Dorflehrers Mendel Singer und seiner Familie, die ein einfaches Leben führen. Das Unglück kommt mit der Geburt des schwachsinnigen, epileptischen Sohnes Menuchim in die Familie, den die Eltern gleichwohl lieben; schließlich geht der älteste Sohn zum Militär, der zweite flieht, die Tochter lässt sich mit Kosaken ein. Mendel, seine Frau Deborah und die Tochter Miriam gehen deshalb nach Amerika, aber um den Preis, dass sie Menuchim zurücklassen müssen.

Roth schafft durch seine Erzählweise große Nähe vor allem zu seiner Hauptfigur Mendel Singer; die Welt wird aus der Sicht der Ostjuden beschrieben, die nicht lange nach Erscheinen des Romans durch die Deutschen und ihre Helfer vernichtet wurde. Die Leser lernen etwas von dieser Welt kennen – und von menschlichem Leid, Streit und menschlicher Freude, die gar nicht so weit weg sind von der eigenen Welt und den eigenen Problemen. Am Ende des Romans schläft Mendel ein. »Und er ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder.«

Kommentare

wandagreen kommentierte am 24. März 2015 um 20:00

1930 erschienen, also vor dem Holocaust geschrieben ... ah ja, sagst du ja, eine Welt, die bald vernichtet wird. Eine Schande. Hiob ist allerdings eine Figur, die nur wenige verstanden haben. Scheint jedoch ein absolut lesenswertes, sogar zeitloses Buch zu sein. Und doch wieder ein historisches Buch aufgrund seiner Nähe zum Holocaust.

Steve Kaminski kommentierte am 24. März 2015 um 21:05

Ja, ein historisches Buch - im Nachhinein dazu gemacht! Ein sehr berührendes Buch, wie ich finde.