Rezension

Ein berührendes Lebenswerk, das einen zum Nachdenken anregt

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr -

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
von Fabio Geda

Bewertet mit 4.5 Sternen

Enaiat erzählt uns als junger afghanischer Flüchtling seine Erlebnisse, die er in Italien gemacht hat und wie er seine Familie wieder findet.

Auch, wenn es der Folgeroman von „Im Meer schwimmen Krokodile“, und dies auch ein berührender Teil seiner Geschichte ist, so ist es nicht erforderlich, den Vorgänger gelesen zu haben. Hier schreibt Enaiat nicht primär von seinen Erfahrungen der Flucht, sondern wie er langsam in Italien angekommen ist und weitere Hürden, beispielsweise in Bezug auf ein Wiedersehen mit seiner Familie, zu meistern hat. Wenn es für das Verständnis erforderlich ist, werden kurze Hinweise auf die Stationen seiner Flucht gegeben, sodass dieses Buch eigenständig gelesen werden kann.

Ergänzt werden die Schilderungen Enaiats zu Beginn durch einen kurzen Einblick in die Geschichte Afghanistans, um ein besseres Verständnis dafür entwickeln zu können, unter welchen Bedingungen ein Leben in diesem Land ist, und dass es keineswegs nur aktuell Konflikte gibt, sondern das Land über die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende hinweg von Krieg und dergleichen heimgesucht wurde.

Es ist ein gutes Buch, um tiefere Einblicke in das Leben und die Gefühle eines Flüchtlings zu erhalten und ein besseres Verständnis für diese zu entwickeln. Über einige, für uns vielleicht alltägliche Dinge, macht man sich keine Gedanken, aber aus der Perspektive Enaiats wird deutlich, dass selbst Kleinigkeiten zum Problem werden können. Besonders schön finde ich, dass hier nicht das Gefühl herüberkommt, dass Mitleid erzeugt werden soll. Es ist mehr ein Erfahrungsbericht, in dem auch deutlich wird, wie viel Glück im Unglück Enaiat eigentlich hatte. Zum einen ist es eine realistische Erzählung, wie der Autor es eben erfahren hat, zum anderen herrscht deshalb aber keine negative Grundstimmung, denn durch seinen Humor und die Darstellung der positiven Seiten seiner Geschichte wird eine gute Balance hergestellt.

Die verwendete Sprache ist einfach gehalten, sodass man sich die Umgebung und die Gefühle des Autors gut vorstellen kann, aber immer noch ein sehr guter Lesefluss gegeben ist. Ich hatte das Gefühl, als würde Enaiat teilweise direkt vor mir sitzen und mir seine Geschichte und auch die von seiner Familie von Angesicht zu Angesicht erzählen, was das Lesen noch schöner und berührender gemacht hat.

Dieses Buch kann ich empfehlen, wenn man mehr Einblicke in das Leben einer aus Afghanistan stammenden Person erhalten möchte, die versucht, sich in Italien ein neues Leben aufzubauen.