Rezension

Ein brandgefährlicher Hüttenzauber mit dem Jennerwein-Team

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt - Jörg Maurer

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
von Jörg Maurer

Ein brandgefährlicher Hüttenzauber mit dem Jennerwein-Team

In diesem elften Band der Alpenkrimi-Reihe um den sympathischen Kult-Ermittler Hubertus Jennerwein lädt der Kriminalhauptkommissar seinen Allgäuer Kollegen Ludwig Stengele, Polizeiobermeister Franz Hölleisen, die preußische Kommissarin Nicole Schwattke, Polizeipsychologin Dr. Maria Schmalfuß und den gewitzten Spurensicherer und Technik-Freak Hansjochen Becker zu einer Betriebsfeier in seine abgelegene Berghütte ein. Das Jennerwein- Team wird zudem um die Gerichtsmedizinerin Verena Vitzthum mit ihrem jungen Begleiter sowie Jennerweins Vorgesetzten Polizeioberrat Dr. Rosenberger ergänzt, der seinerseits einen Überraschungsgast ankündigt. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen und ein völlig durchnässter hilfesuchender Wanderer wird wohlwollend aufgenommen. Die Stimmung schlägt jedoch um, als sich unangenehme Vorahnungen bestätigen und die Situation schließlich eskaliert. Hubertus Jennerwein sieht sich und sein Team mit einem brandgefährlichen Kriminellen konfrontiert, der das Leben aller Anwesenden bedroht und zu verhindern sucht, dass irgendjemand diese Hütte lebend verlässt. Abgeschnitten von der Zivilisation, ohne Handyempfang und ohne Waffen müssen die Kriminalbeamten beweisen, dass sie ihr Intellekt, ihre Erfahrung, ihre langjährig erprobte gute Zusammenarbeit und ihr perfektes Funktionieren als Team zu retten vermag. Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.

Jörg Maurer liefert mit seiner aktuellen Neuerscheinung erneut einen brisanten Kriminalfall, der mit einem sehr hohen Spannungsfaktor aufwartet.  Auch in seinem elften Fall arbeitet der Autor mit vielen Handlungssträngen, die er erst nach und nach zusammenführt. Gleich zu Beginn begleitete der Leser Jennerwein und Stengele zur Berghütte, wo sie sich als erste Hürde Eintritt in die perfekt gesicherte Hütte verschaffen müssen. In einem weiteren Handlungsstrang entdecken zwei hyperintelligente Seidenspinnerschmetterlinge aus dem Weltall auf einem unbelebten Planeten, der einst Erde genannt wurde, einen uralten Schlüssel mit genetischen Spuren, die auf einen attraktiven Mann in den Fünfzigern schließen lassen. Nebenbei werden immer wieder Kapitel eingeflochten, die dem Leser die verschiedensten Mordmethoden vor Augen führen und reichliche Informationen zum Umgang mit Schießpulver und hoch explosiven Stoffen liefern. Zwischendurch liest man von Verena Vitzthum und Hubertus Jennerwein, die sich mit ihrem Team in einer finalen, aussichtslosen Situation befinden. Des Weiteren darf man den Weg einer gesichtslosen, dunkel gekleideten und leicht verwundeten Gestalt durch den verschneiten Wald mitverfolgen, die Waffe und Fernglas mit sich trägt. Zeitgleich sind in der Nacht des Geschehens drei Snowboarder in offizieller Mission unterwegs, denen man ausführliche Informationen zu dieser Sportart verdankt. In einem weiteren Handlungsstrang taucht eine Informantin auf, deren Tarnung aufgeflogen ist und die niemandem mehr vertraut. Zu alledem erfährt man durch die Dialoge eines zunächst anonym bleibenden Paares, dass eine Drohne auf Jennerwein angesetzt wurde, die Hansjochen Becker gefunden und kurzerhand mitgenommen hat. Der letzte Handlungsstrang, in dem Hubertus Jennerwein von seiner Schulzeit erzählt, beinhaltet abgesehen von der Haupthandlung aus meiner Sicht den größten Spannungsfaktor. In laufenden Rückblicken schildert der Kriminalhauptkommissar das Vorgehen eines raffinierten und äußerst geschickten Unbekannten in seiner damaligen Schule, der sowohl die Schüler, als auch das gesamte Lehrpersonal mit Stinkbomben auf Trab hält. Hubertus Jennerwein erzählt von seinen Beobachtungen und dem damit verbundenen aufkeimenden Wunsch, seine Ermittlungstätigkeiten auch in beruflicher Hinsicht auszuüben.

Jörg Maurer bleibt seinem einnehmenden und lockeren Schreibstil auch in diesem Band treu, sorgte jedoch diesmal für einen sehr hohen Spannungsfaktor. Die Charakterisierung der handelnden Figuren und die Darstellung der in jahrelanger Routine perfekt aufeinander abgestimmten Zusammenarbeit des Team Jennerwein ist ihm ausgezeichnet gelungen. Die bekannt-berüchtigten Graseggers spielen in diesem Buch zwar nur eine sehr kleine, dafür aber für eine bestimmte Nebenfigur lebensrettende Rolle. Eine weitere Nebenfigur gewinnt im Verlauf der Handlung ebenfalls zunehmend an Bedeutung, ihr wird sehr bald die Rolle des Antagonisten zuteil. Dem vom Autor gewohnten grandiosen Humor wurde durch den Auftritt der scheinbar unverwüstlichen Gisela Rechnung getragen. Ansonsten weist dieser neue Fall einen deutlich höheren Spannungsbogen als seine Vorgänger auf und für das Team Jennerwein wird es diesmal wirklich ernst.

Obgleich dieser Fall letztendlich einige lose Enden aufweist und ich gerne etwas über den Verbleib des angekündigten Überraschungsgastes und der enttarnten Information in Erfahrung gebracht hätte, empfand ich auch diesen neuen Alpenkrimi aus der Feder Jörg Maurers als absolut gelungen. „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ hat mich ausgezeichnet unterhalten und für höchst anregende Lesestunden gesorgt. Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band um Hubertus Jennerwein und sein sympathisches Team, das mir nach nunmehr elf Fällen bereits sehr ans Herz gewachsen ist.