Rezension

Ein Buch, das ganz anders ist, als man erwartet.

Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Das wirst du bereuen
von Amanda Maciel

Bewertet mit 4 Sternen

Mobbing ist heutzutage ein großes Thema und viele sind sich der Konsequenzen ihres Handels nicht bewusst. So auch Sara, aus deren Sicht wir hier die Geschehnisse betrachten. Nüchtern betrachtet und nur mit den Randfakten ausgestattet, würden wir Sara verdammen und so reagieren, wie es ihr Umfeld auch getan hat.

Aber genau dadurch wird die Täterin zu einem neuen Opfer. Eine andere Form des Mobbings beginnt.

Doch ist die Schuldfrage wirklich so einfach zu lösen? Ich sage "Nein." Es spielen viele Faktoren eine Rolle.

Alle schauen zu, machen sogar mit und wenn es dann wirklich zu spät ist, will keiner etwas gesehen oder getan haben. Viele Mitläufer lassen die Situation eskalieren.

So naiv wie sich Sarah auch oft verhält, ist sie auf der anderen Seite wiederum sehr reif für ihr Alter. Sie sorgt rührend für ihre jüngeren Brüder. Vom Vater im Stich gelassen und einer Mutter, die kaum Zeit für sie hat, lastet eine große Verantwortung auf ihren Schultern.

Sara selbst ist von ihrem Wesen her nicht bösartig. Doch angestachelt von Brielle und der Sehnsucht nach Anerkennung überschreitet sie die Grenzen. Sie ignoriert ihr Gewissen. Verletzte Gefühle und die Angst allein zu sein, veranlassen sie teilweise Dinge zu tun, die sie eigentlich gar nicht möchte. Dabei schiebt sie die Schuldfrage immer von sich.

Sarah ist verliebt und sieht nicht, wie mies sich Dylan eigentlich verhält. Dylan erscheint immer als der nette Junge von nebenan, dabei nutzt er Saras Gefühle aus und stachelt die Rivalität zu Emma weiter an. Man möchte Sara schütteln und wachrütteln.

Für Sarah ist immer Emma schuld. Wütend und unglücklich ist Emma der ideale Prellbock. Ihr Verhalten und das von sich schieben jeglicher Schuld an den Ereignissen erscheint für mich wie ein Schutzmechanismus, um nicht zusammenzubrechen.

Aber auch Emma verhielt sich nicht immer korrekt. Und ich finde es gut, dass sie im Buch nicht als Heilige und völlig unschuldiges Opfer dargestellt wird. Sie hatte Probleme und niemanden, mit dem sie wirklich darüber reden konnte. Die Frage, die sich alle anderen stellen müssen ist: "Warum hat niemand versucht ihr zu helfen?". Alle haben zugesehen, sich amüsiert oder mitgemacht, doch keiner hatte den Mut etwas gegen die Mobbingattacken zu tun oder Emma beizustehen. Die Jungs nutzten ihre Unsicherheit vielmehr noch aus.

Nach Emmas Selbstmord beginnt ein langsamer Reifeprozess. Dem Einfluss Brielles entzogen, muss sich Sara ein neues Leben aufbauen. Zum Glück findet sie in Carmichael einen Freund, der ihrem Selbstmitleid keinen Aufschwung gibt und sie die Dinge aus einer anderen Sicht betrachten lässt. Er verdammt sie nicht, zeigt aber auch kein Mitleid oder verschönt ihre Taten. Vielmehr hält er ihr einen Spiegel vor die Augen. Saras Reue und Einsicht kommen für Emma zu spät, aber dennoch ist sie am Ende die Einzige, die wirklich erkannt hat, was sie und ihre Freunde getan haben.

Das Buch klärt seine Leser über die Beweggründe und Auswirkungen von Mobbing auf. Wir bekleiden Sara auf dem Weg, Erwachsen zu werden und die Konsequenzen für ihre Taten zu tragen.

Wer allerdings Ratschläge zum Umgang mit diesem Thema erwartet, wird enttäuscht. Ein Weg, wie Mobbingopfer sich wehren können, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen, zeigt es nicht.