Rezension

Ein Buch, das mich an meine Grenzen brachte

Rattenflut - Andreas Gößling

Rattenflut
von Andreas Gößling

Bewertet mit 4 Sternen

Kira Hallstein arbeitet an einem Fall, der es in sich hat, dabei gilt sie offiziell noch als beurlaubt. Doch gemeinsam mit einer Sondereinheit von Europol ist sie einem Menschenhändlerring auf der Spur. Sie nennen sich Die Bruderschaft und sie stehen für die schlimmsten Verbrechen an Kindern und Jugendlichen. Ein Pfleger der in einer Klinik für krebskranke Kinder arbeitet, soll ihr Informationen liefern. Informationen über die Mitglieder, über die Taten und mehr, doch bevor es dazu kommen kann, wird er ermordet.
Meine Meinung
Ich habe lange überlegt, ob dieses Buch und vor allem dieses Thema etwas für mich ist, denn gerade als Mutter fallen mir diese Geschichten unheimlich schwer. Was hier dann noch einmal erschwerend hinzukommt, ist, dass es sich zwar hier um Fiktion handelt, diese jedoch sehr nah an einem wirklichen Verbrechen herankommt.
Rattenflut ist der letzte Band der Kira Hallstein Trilogie, was mir leider vorm Lesen gar nicht bekannt war, so dass ich hier zwar vom reinen Inhalt gut klar kam, letzten Endes aber doch deutliche Lücken hatte, was z. B. die Ermittlerin persönlich betrifft. Nichtsdestotrotz fängt Andreas Gößling den Leser mit seinem gut verständlichen und leider auch sehr anschaulichen Buch schnell ein.
Der Inhalt des Buches liest sich sehr spannend, doch trotzdem ist es nichts für schwache Nerven, denn Gößling beschreibt sehr schonungslos. Was das Gesammte noch ein wenig schwieriger machte, war die Tatsache, dass diese Buch auf reale Ereignisse basiert. Gößling hat seinen Thriller an einen Missbrauchsskandal aus Großbritannien angelehnt und da man dadurch weiß, dass vieles auch in der Realität so abgelaufen ist, machte die Geschichte für mich extrem schwer zu lesen.
Erzählt wird das ganze aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei man neben der Hauptfigur Hallstein auch die Sicht des Täters geschildert bekommt. Gerade durch diese Perspektive wird dem Leser schnell klar, welch erschreckende Persönlichkeit dahinter steckt. Normalerweise kann man sich an solchen Stellen einreden, dass es sich um Fiktion handelt, doch da es sich um True Crime handelt, gehe ich davon aus, dass Gößling hier doch genau recherchiert hat. Er spiegelt hier wirklich Gedanken, die abstoßen und schockieren und so unbegreiflich erscheinen, dass sie wahr sein können und es wohl auch weitestgehend sind.
Wie so oft, werde ich dann wohl die ersten beiden Bände im Nachhinein lesen, um die Figur der Kira Hallstein besser fassen zu können. Denn gerade bei ihr habe ich gut gemerkt, dass mir ein gewisses Hintergrundwissen fehlt. Sie ist besessen davon, die Bruderschaft aufzudecken und auf einer Ebene konnte ich das nur allzu gut verstehen.
Auch die sehr dichte Perspektive des Täters brachte mich zum Schaudern, denn seine gesamte Gedankenwelt zeigt wie abscheulich und wie tief zerstört ein Mensch sein kann. Für mich war diese Darstellung sehr glaubwürdig, was es umso entsetzlicher werden ließ.
Mit den Nebenfiguren ist es Gößling ebenfalls gelungen, ein klares Bild zu zeigen. Er hat hier den einzelnen Charakteren ein glaubhaftes Auftreten gegeben und auf mich wirkten sie authentisch.
Mein Fazit
Wer bei diesem Thriller die Tatsache der realen Begebenheiten ausblenden und auch innerlich dazu Abstand halten kann, erhält einen spannenden Thriller, der die Abgründe der Menschheit sehr deutlich darstellt. Als Mutter sind für mich gerade Szenen, wie schon im Prolog, hart an der Grenze und wecken in mir den Wunsch, meine eigenen Kinder nicht aus den Augen zu lassen. Das wiederum macht dieses Buch wirklich großartig erzählt. Gößling öffnet dem Leser die Augen und zeichnet eine Welt, die schwärzer nicht sein kann.