Rezension

Ein Buch, das nachwirkt

Der Wald - Nell Leyshon

Der Wald
von Nell Leyshon

Bewertet mit 5 Sternen

Ich weiß selbst nicht genau warum, aber ich liebe dieses Cover. Es ist schlicht und hat einfache und sehr schöne Farben. Es passt daher auch zu dieser schlichten und schönen Geschichte.

Der kleine Pawel lebte mit seiner Familie in ihrem eigenem schönen Haus. Sie hatten ein Kindermädchen, ein Dienstmädchen und eine Köchin. Die Beziehung zu seiner Mutter war eher distanziert, denn sie hatte Bedienstete, die sich um Pawels Betreuung kümmerten. Aber dann kam der Krieg und alles wurde anders. Zusammen mit seiner Großmutter, seiner Tante, seiner Mutter und seinem Vater wohnt Pawel nun in einer Wohnung im besetzten Warschau. Nichts ist mehr wie früher. Auf engstem Raum und unter völlig anderen Bedingungen müssen Mutter und Sohn sich einander annähern, wobei Pawel sehr an seiner Mutter hängt, sie dagegen aber teilweise etwas distanziert ist.

Als sein Vater einen verletzten Engländer zum Sterben mit nach Hause bringt verändert sich alles und es kommt dazu, dass Pawel und seine Mutter vom Lärm des Krieges in die Stille des Waldes fliehen müssen. Hier leben sie in einer Scheune und Pawel lernt dort Dinge, die ihn sein ganzes Leben begleiten werden. Und auch die Beziehung von Mutter und Sohn verändert sich zunehmend.

Pawels Charakter und dessen Entwicklung gefällt mir sehr gut. Mit seinem kindlichen, manchmal naiven und sehr aufgeweckten Art hält er seine Familie auf Trab und sorgt für den ein oder anderen Schmunzler. Seine Mutter ist bemüht, aber schafft es in meinen Augen nicht immer Pawel gerecht zu werden. Manchmal kommt sie eher unsympathisch rüber, was aber auch an der Umständen liegen mag, in denen sie Pawel groß ziehen muss. Aber auch später in London zeigt sie sich oft eher von einer distanzierten und verständnislosen Seite. Als hätte sie Angst, Pawel zu sehr zu lieben, weil sie im Krieg zu viel verloren hat.

Es ist kein spannendes Buch, aber eine Geschichte mit sehr viel Gefühl, Emotionen und voller kindlicher Hoffnung. Es beschreibt die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die sich während des Krieges und auch danach sehr verändert.

Das Buch hat keine richtigen Kapitel. Es ist in Leseabschnitte mit Überschriften gegliedert. Wobei sich die Überschriften aus der Zeit des Krieges später wiederfinden, in der Zeit, als beide in England leben. So kann ein "blaues Hemd" in der Kriegszeit ganz andere Gefühle und Wahrnehmungen haben wie in der Zeit danach. Die Art wie das Buch aufgebaut ist und auch der Schreibstil der Autorin ist einfach und trotzdem fesselnd.

Fazit: Die Autorin schafft es hier, eine sehr schlichte Geschichte voller Emotionen und Gefühle zu schreiben, die man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Dieses Buch ist nicht spannend, aber einfach schön geschrieben und sehr bewegend.