Rezension

Ein Buch, das tief bewegt

Raubkind - Dorothee Schmitz-Köster

Raubkind
von Dorothee Schmitz-Köster

Bewertet mit 5 Sternen

Dorothee Schmitz-Köster zeigt in diesem Buch eine weitgehend unbekannte Seite der Nazi-Machenschaften auf - den Raub >ja dieser Begriff trifft es wohl am besten< von polnischen Kindern. Sie sollten germanisiert werden. Dabei erzählt sie keine Geschichte, sondern beschreibt, einer Dokumentation gleichkommend, die Schwierige Recherche anhand des Schicksals von Klaus B.. Richtigerweise der Geschichte von Czeslaw B. Von sich selbst spricht die Autorin in der dritten Person - die Journalistin. Im Buch wird die Zerrissenheit von Klaus B., seine Zweifel ob er die Wahrheit über seine Entführung, seine Monate in den Heimen wirklich wissen will, ob er die Fakten gesundheitlich verkraften kann wunderbar einfühlsam beschrieben. Beim Lesen erkennt man auch die Empathie der Autorin mit diesen Opfern sehr deutlich zum Ausdruck. Wie behutsam sie immer wieder ihre Ergebnisse vermittelt, ohne ihn zu überfordern oder wegen eigener Interessen zu bedrängen. Ja in meinen Augen sind diese Kinder Opfer. Opfer, die bis heute weder Anerkennung noch eine Entschädigung erhalten haben.
Mich hat beeindruckt wie beharrlich die Journalistin ihre Suche immer weitergeführt hat. Das kam einem gewaltigen Pussle-Spiel gleich. Minimale Erfolge wechselten sich mit Zweifeln, neuen Fragen, neuen Ungereimtheiten ab. Das finde ich bewundernswert. Es war spürbar wie viel Herzblut sie in diese Recherchen und auch in dieses Buch gesteckt hat. Und gerade dieses Auf und Ab bei der Suche nach den Wurzeln von Klaus B., an der der Leser mittels des Buchs teilhaben darf, hat mir das Lesen kurzweilig und spannend gemacht. Von den im Buch genannten Institutionen, Organisationen hatte ich zum Teil bisher noch nie etwas gehört. Die machten mir aber deutlich, wie tief die Autorin in diese Materie drinsteckt.
Von mir gibt's eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung und 5 voll verdiente Lese-Sterne.