Rezension

Ein Buch voller Glaubenstiefe

Und etliches fiel auf den Fels -

Und etliches fiel auf den Fels
von Bo Giertz

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Kirche ist in der Krise. Wäre die Institution ein großes Schiff, sie würde nicht mit Vollgas auf den Eisberg zurasen. Sie hat ihn bereits gerammt und ist am Sinken...“

 

Mit diesen Sätzen beginnt das Vorwort zur ersten vollständigen Übersetzung des Buches im Jahre 2023, dass 1941 in Schweden veröffentlicht wurde. Die deutsche Übersetzung von 1952 war unvollständig.

In drei Geschichten zeigt der Autor, dass die Konflikte um den rechten Glauben und das Verhältnis zur Kirche zeitlos sind. Die Erzählungen führen uns in die Jahre1808, 1879 und 1937 in die kleine schwedische Gemeinde Ösesee.

Die erste Geschichte beginnt mit Diskussionen über den Krieg. Die Weltmächte sind gerade dabei, Finnland zwischen sich zu zerreiben. Auch der Pastor diskutiert mit.

 

„...Es ist Übermut einer von kleinen Nation, den großen trotzen zu wollen. Haben nicht Bonaparte und der russische Zar in Tilsit gestanden, die Karte vor sich auf dem Tisch, und haben die Welt aufgeteilt?...“

 

Das Zitat zeigt schon, dass auch dies Thema aktuell wie nie ist, der Schriftstil sich aber den damaligen Verhältnissen anpasst.

Im Mittelpunkt steht der Hilfsprediger Savonius. Ein Krankenbesuch bringt seinen Glauben ins Wanken. Es geht um Gnade, Sündlosigkeit, Erweckung und Leben nach den Geboten. Jahre später aber muss er erkennen, dass er dabei ist, in Selbstgerechtigkeit zu fallen.

 

„...Wer war er, dass er hier stand und richtete? Was wusste er von Gustav? […] War er nicht selbst ein Sünder, der alle Versöhnungskraft des Kelches nötig hatte, den er in den Händen hielt?...“

 

Die innere Zerrissenheit und der Kampf um die rechte Gesinnung werden gut wiedergegeben.

In der zweiten Erzählung ist es der Hilfsprediger Fridfeldt, der viel auf die Erweckung hält. Heißt das aber, dass man all das Alte über Bord werfen sollte? Der Pfarrer warnt:

 

„...Aber siehst du, wer A sagt, muss auch B sagen. Diese Art von Freiheit hält nicht auf Dauer. Man muss ja doch irgendwelche Fässer haben, um den Wein einzufüllen...“

 

Sehr bald zeigt sich, dass die neue Form des Glaubens im Alltag nicht angekommen ist. Streitigkeiten und Betrügereien unter den Bauern gehen weiter. Der Pfarrer schlichtet auf seine ruhige und weise Art. Auch Fridfeldt erkennt, dass es nur Jesus allein ist, der Gnade hervorbringt. Der Mensch ist und bleibt Sünder.

Die dritte Geschichte hat mir am besten gefallen. Torvik kommt nach Ödesee. Das Pfarrhaus ist heruntergekommen. Die Gemeindearbeit stagniert. Am liebsten würde er sich um eine Stelle an der Universität in Uppsala bewerben. Doch ein Traum zeigt ihm, dass er gerade hier in der Gemeinde gebraucht wird.

Er bleibt und es entwickelt sich eine lebendige Gemeinde. Doch die neue Freiheit hat auch Schattenseiten. Zählt das Evangelium noch oder darf man den Glaube locker sehen? Hier wird das gekonnt an Lebensbildern verdeutlicht.

Das buch hat mir sehr gut gefallen. Der zukünftige Leser aber sollte wissen, dass er sich auf sehr in die Tiefe gehende Glaubensgespräche einlassen muss, wenn er den Sinn des Handlung erfassen will.