Rezension

Ein diskursives Theaterstück über ein gesellschaftlich relevantes Thema

GOTT -

GOTT
von Ferdinand von Schirach

Inhalt: Der Ethikrat tagt und debattiert über den Wunsch Richard Gärtners. Gärtner möchte sterben. Er ist zwar kerngesund, doch seit seine Frau gestorben ist, fehlt ihm jegliche Freude am Leben. Rechtlich ist die Frage nach der ärtzlichen Beihilfe zum Suizid geklärt. Der Ethikrat stellt sich einer anderen Frage. Sollen Ärzt*innen ihren Patient*innen beim Suizid helfen?
Persönliche Meinung: "Gott" ist ein Theaterstück in zwei Akten von Ferdinand von Schirach, das sich mit der ärtzlichen Beihilfe zum Suizid auseinandersetzt. Damit behandelt "Gott" ein brisantes und gesellschaftlich relevantes Thema. Interessant ist dabei, wie v. Schirach sich dem Thema annähert. Im Theaterstück kommen unterschiedliche Figuren zu Wort, die ihre jeweilige Profession repräsentieren und personifizieren: eine Professorin der Rechtswissenschaften (Litten), ein Professor der Bundesärtzekammer (Sperling) und ein Bischof (Thiel). Die moderierende Funktion übernimmt die Vorsitzende des Ethikrats. Das Setting erinnert teilweise an eine Gerichtsverhandlung. Litten, Sperling und Thiel werden der Reihe nach aufgerufen und legen ihren Standpunkt dar, wobei dieser diskursiv mithilfe von Gärtners Rechtsanwalt Biegler und Keller, einem Mitglied des Ethikrates, ausgearbeitet wird. Schweigsam ist dabei die Figur, um dessen Sterbewunsch es geht: Gärtner, dem die Profession über seinen Wunsch, sein Ich zugesprochen wird. Generell ist "Diskusivität" das große Signum, unter dem "Gott" steht. Verschiedene Standpunkte werden vorgeführt, Meinungen diskutiert. Die unterschiedlichen Ansichten werden aber nicht verurteilt und jede dargestellte Auffassung hat ihre Berechtigung. "Gott" endet daher konsequenterweise offen. Die eingangs gestellte ethische Frage, ob Ärzt*innen Patient*innen beim Suizid helfen sollen, bleibt unbeantwortet. So wird die Frage in die Realität der Leser*innen getragen: "Gott" setzt einen Denkprozess in Gange, sich selbst mit der Thematik auseinanderzusetzen und eine eigene Meinung zu bilden. Ergänzt wird das Theaterstück um drei Essays, verfasst von drei Wissenschaftlern, die die Thematik jeweils aus einem philosophischen, ethischen bzw. juristischen Blickwinkel betrachten.