Rezension

Ein eher ruhiger Krimi ...

Kellerkind - Nicole Neubauer

Kellerkind
von Nicole Neubauer

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte:
Eine Rechtsanwältin wird in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. Bei der Durchsuchung des Hauses stoßen sie im Keller auf einen offensichtlich misshandelten Teenager, dessen Hände mit Blut verschmiert sind. Er ist nicht fähig, eine Aussage zu machen, da er sich angeblich an nichts erinnern könne.
Das Ermittlerteam um Hauptkommissar Waechter stößt bei den Nachforschungen schnell an eine Grenze: Der Junge und dessen Vater (auch ein Anwalt) werden von höchster Stelle geschützt. Diese Blockaden machen die Arbeit der Polizisten schwer, es dauert lange, bis sie den Geheimnissen der Familie so langsam auf die Spur kommen. Doch sind sie damit auch auf der richtigen Spur?

Meine Meinung:
Zunächst zum Schreibstil von Nicole Neubauer: diesen fand ich wirklich super. Flüssig, ungekünstelt, aber trotzdem mit manchmal fast poetisch anmutenden Vergleichen. Besonders gefallen haben mir die frechen Dialoge, vor allem innerhalb des Ermittlerteams.
Etwas Lokalkolorit fließt auch in die Erzählung ein, aber trotzdem würde ich das Buch noch nicht als Regionalkrimi bezeichnen.

Die Protagonisten werden sehr ausführlich charakterisiert. Stück für Stück erfahren wir mehr über Waechter und sein Ermittlerteam, dürfen an ihren Privatleben teilhaben und ihre Eigenheiten kennenlernen. Waechter, Hannes und Elli habe ich schnell ins Leserherz geschlossen, denn ich muss zugeben, dass ich mich stückchenweise in jedem von ihnen wiedererkannt habe. Das schafft Nähe und Vertrautheit und ich freue mich, dass dieses Buch der Auftakt einer Reihe ist, so dass ich auch künftig nicht auf die Truppe verzichten muss.

Auch die Nebenfiguren bzw. die Verdächtigen wirken nicht blass, sondern auch ihnen haucht die Autorin gekonnt Leben ein. Wobei ich sagen muss, dass es mir beim “Kellerkind” manchmal schon etwas zu ausführlich wurde, seine Gedanken schienen sich irgendwann zu wiederholen. Möglicherweise war das auch so gewollt, aber für meinen Geschmack hätte das gekürzt werden dürfen.

Die Story an sich ist gut aufgebaut und die Geheimnisse bleiben sehr lange im Dunklen. Zum Ende hin taucht fast für jedes gelöste Rätsel wieder ein neues auf, so dass das ganze Ausmaß der tragischen Ereignisse erst spät sichtbar wird. Die Auflösung drehte sich dann etwas zu sehr um den gleichen Auslöser, was ein bisschen unglaubwürdig auf mich wirkte.

Für mich als leidenschaftlichen Bücherreihen-Fan hat die Autorin genau die richtige Mischung aus Kriminalfall und Nebenhandlungen getroffen. Man erfährt sehr viel aus dem Privatleben der Ermittler, vor allem über Hannes. Andere Leser könnte das aber durchaus stören, denn das nimmt der Geschichte sehr viel Spannung. Fesselnd fand ich das Buch aber trotzdem und durch die wechselnden Schauplätze will man auch ständig wissen, wie es weitergeht.

Fazit:
Ein eher ruhiger Ermittlerkrimi mit vielen Nebenschauplätzen. Als Auftakt für eine Reihe sehr gut gelungen.