Rezension

ein gelungenes Spiel mit Ängsten, geplatzten Träumen und dunklen Geheimnissen

Das Heim - Mats Strandberg

Das Heim
von Mats Strandberg

Bewertet mit 4 Sternen

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bereits ein Buch von Mats Strandberg auf meinem SuB liegen habe, es jedoch bisher noch nicht geschafft habe, es zu lesen.
Meine Lust mal wieder etwas Horror zu lesen, habe ich somit quasi blind befriedigt, aber nachdem ich diesen Klappentext gesehen hatte, war ich zugegebenermaßen so richtig angefixt!
Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht!

Zuallererst fällt einem als Leser jedoch der Stil ins Auge. Der Autor hält die Sätze und Kapitel knackig knapp, so dass das Lesen für mich zu einer angenehm runden Sache wurde.
Erzählt wird dabei aus drei Perspektiven/Ansichten: von Joel, Nina und aktuellen Vorkommnissen im Seniorenheim Nebelfenn.
Durch diese Sprünge wird natürlich Spannung aufgebaut, denn gerade wenn etwas passiert, findet man sich als Leser in der nächsten Ansicht wieder. Ist aber wie gesagt nicht schlimm, da die einzelnen Kapitel meistens recht kurz sind.

Was den Inhalt der Geschichte betrifft, möchte ich natürlich nicht zu sehr ins Detail gehen, denn für meinen Geschmack gibt der Klappentext eigentlich bereits zu viel preis.
Fakt ist, dass die Art und Weise wie der Autor das Ganze zusammenstrickt, mich sehr gefesselt hat! Er hat eine Gänsehautatmosphäre geschaffen, die durch übernatürliche und stellenweise grausame Komponenten doch recht spooky wird - gerade, weil wir als Leser mit vielen Dingen so einfach nicht rechnen konnten.
Gleichzeitig schafft er dies aber auch mit ziemlich emotionalen Komponenten, wie z.B. durch Aspekte der Demenz und anderen Schattenseiten des altersbedingten Verfalls, sowie der damit einhergehenden Hilflosigkeit, der trostlosen Stimmung im Seniorenheim, etc. Vieles davon hat mich doch recht mitgenommen, so hatte ich bei manchen Szenen nicht nur einen dicken Kloß im Hals, sondern musste ab und an auch meinen Tränen freien Lauf lassen. Die Gefühle, die er mit dieser beklemmenden Atmosphäre hervorruft, sind wohl jedem bekannt. Für meinen Geschmack trifft er mit vielen Aussagen den Nagel auf den Kopf, auch, wenn es vielleicht nicht jedem gefallen wird, wie direkt er damit umgeht. Denn gerade wenn es um das Nebelfenn geht, arbeitet Mats Strandberg mit vielen Stereotypen -man nehme zum Beispiel den aggressiven alten Mann, oder eine fast hundertjährige Frau die weint, weil ihre Eltern sie nicht endlich abholen-, und lässt sowohl die Gefühle der Einwohner, als auch der Pfleger zu Wort kommen... Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass man sich da ab und an im Zwiespalt wiederfindet - zumindest ging es mir so.

Für mich ist "das Heim" zwar alles in allem etwas ruhig -gerade die erste Hälfte des Buches hätte ich mir ein Fitzelchen flotter gewünscht-, aber dennoch ein gelungenes Spiel mit unseren Ängsten, geplatzten Träumen und dunkelsten Geheimnissen. Eine tolle und faszinierende Mischung aus Realem und Übernatürlichem