Rezension

Ein gewisser Mr Sherlock Holmes

Eine Studie in Scharlachrot - Arthur Conan Doyle

Eine Studie in Scharlachrot
von Arthur Conan Doyle

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1880, vielleicht auch 81. Ein junger Arzt ist soeben aus Afghanistan zurückgekehrt, verwundet, desillusioniert und auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Da trifft es sich gut, dass ein ehemaliger Kamerad von ihm einen gewissen Mr Sherlock Holmes kennt, der jemanden sucht, der sich seine große Wohnung mit ihm teilt. Und dann der Gänsehautmoment, in dem sie sich begegnen: Holmes und Watson, a match made in heaven. Wie Watson, der Arzt, schnell feststellt, ist Holmes kein gewöhnlicher Mensch. Er ist direkt bis zur Unfreundlichkeit, besitzt einen Verstand, der so scharf ist, dass er ständig gewetzt werden muss und eine Arroganz eines Gottes würdig. Andererseits nimmt er auf seine Art auch Anteil an den Menschen, beobachtet sie, analysiert sie, findet Lösungen für ihre Probleme.

So ist es kein Wunder, dass er gelegentlich als Berater für die Polizei dient, und wenig später lernt Watson, der nun mit Holmes zusammenzieht, zwei ganz besondere Exemplare der Londoner Polizei kennen. Den mittlerweile berühmten Inspektor Lestrade und den nicht ganz so bekannten Inspektor Gregson. Diese haben einen besonders schwierigen Fall zu knacken, den Mord an einem Amerikaner und dessen Sekretär. Holmes Ermittlungen leiten ihn natürlich in völlig andere Richtungen als die der Polizisten ...

Ja, ich mag die "richtigen" Kurzgeschichten noch einen Tick lieber als die Romane. Trotzdem ist die Studie in Scharlachrot Pflichtlektüre, denn hier lernen sich nicht nur Watson und Holmes kennen, man lernt auch von Anfang an etwas aus ihrem Leben, was in den Kurzgeschichten ja höchstens mal angeschnitten wird. Hier bildet sich das Verständnis für Holmes heraus, der so außergewöhnliche Fähigkeiten und Wissen hat, aber andererseits in Bereichen, die ihn nicht interessieren oder die er für irrelevant hält, absolut unter dem Allgemeinverständnis liegt. Holmes ist keine Puppe: Obwohl sich für ihn alles um Logik dreht, ist er durchaus zu Wärme und Verständnis fähig. Und Watson ist sein perfekter Gegenpart. Kein dicklicher Dummkopf, als der meistens in den Filmen dargestellt wird, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut mit einem normalen Verständnis für das Leben und das Denken.

Habe ich es schon erwähnt? A match made in heaven.