Rezension

Ein großartiger „must read“ Klassiker

Spuk in Hill House - Shirley Jackson

Spuk in Hill House
von Shirley Jackson

Bewertet mit 4 Sternen

Vier Menschen, sich fremde Menschen wollen die übernatürlichen Phänomene einer alten Villa untersuchen. Sie glauben, Herr über ihre Sinne zu sein, doch Hill House hat andere Pläne mit ihnen. Sie werden böses erleben, dass sich völlig ihrer Kontrolle und ihrem Verstand entzieht. Keiner der vier ahnt was dieses Haus wirklich mit ihnen vor hat.

Shirley Jackson war eine US- amerikanische Schriftstellerin, die vor allem durch Horrorromane und -geschichten bekannt wurde. The haunting of Hill House (Originaltitel) erschien bereits 1959 zum ersten Mal und wurde mehrfach verfilmt (bis das Blut gefriert 1963 / Geisterschloss 1999 / Spuk in Hill House 2018). Mit seichtem Einstieg, lässt Shirley Jackson den Leser erst etwas mit Hill House und den handelnden Personen warm werden. Ziemlich von Anfang an spürt man jedoch die düstere scheinbar fremd bestimmte Atmosphäre. Als schließlich alle in Hill House eingetroffen sind, nimmt das Gruseltempo beständig an Fahrt auf. Die Vorkommnisse nehmen zu, dass verhalten aller wirkt manchmal recht sonderbar und verwirrend. Da niemand, nicht einmal die Hauswirtschafterin, des Nachts in Hill House zu verweilen gedenkt, sind die vier von der Außenwelt isoliert und auf sich gestellt. Während sie noch der Meinung sind das Haus, seine Geschichte und die ungewöhnlichen Begebenheiten zu untersuchen, beeinflusst Hill House selbst schon ihre Wahrnehmung und ihr Handeln. Es zieht sie in seinen Bann und hält sie mental gefangen. Zum Teil sind die Szenen und Konversationen recht wirr, man ist sich nie ganz sicher was Realität oder was Trugbild ist. Zum Schluss kann man sich nicht einmal sicher sein, ob es noch die Protagonistin, Eleanor selbst ist, deren denken und handeln man verfolgt. Weil Shirley Jackson sich nicht in ausufernde Erläuterungen ergießt, gibt sie dem Leser selbst die Möglichkeit, in die Situation und die Umgebung ein zu tauchen. Zwar bestimmt sie die Richtung, gibt der Fantasie des Lesers aber jede Menge Freiraum. Immer wieder schlägt sie plötzlich mit einem ihrer subtilen aber unfassbar wirksamen Gruselelementen zu. Man ist förmlich mitten drin und hört das knarzen der Dielen in dem alten Haus, spürt einen kalten Lufthauch und fühlt sich unbehaglich. Allein schon der gehobene Schreibstil lässt einen das Alter des Werkes spüren. Der gemächliche Aufbau der Story, die gewählten Horrorelemente, deren Einsatz und der Umgang der handelnden Personen miteinander, sind nun einmal die eines Klassiker. Genau als dieser sollte er auch gelesen werden. Wer hier actionreich meuchelnde, kopflose Poltergeister erwartet ist bei Hill House an der falschen Adresse. Zwar trägt die Neuauflage aus dem Festa Verlag das Bild der gleichnamigen Netflix Serie als Cover, ist aber inhaltlich immer noch der 1959 erschienene Roman. Die Serie basiert auf dem Roman weist aber auch Eigenschaften einer Neuinterpretation auf, wodurch es einige erhebliche, inhaltliche Unterschiede zur Buchvorlage gibt.

Fazit: Ein großartiger Klassiker, den man als Horror- und Spukhaus Fan gelesene haben muss. Ein schöner Rückblick auf ein Werk, welches die heutige Horrorliteratur geprägt hat. Aber keine Angst nur, weil das Genre zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und laufen lernte, vermag dieses Buch den Leser dennoch bis unter die Gänsehaut zu gruseln.