Rezension

Ein guter Auftakt, der aber noch Luft nach oben lässt

Flammenmädchen - Samantha Young

Flammenmädchen
von Samantha Young

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bislang war Aris größtes Problem die zerbrochene Beziehung zu Charlie, ihrem besten Freund und ihrer heimlichen Liebe. Doch in der Nacht ihres 18. Geburtstags findet sie sich unvermutet in Mount Quaf wieder, dem Reich der Dschinn. Und nach dem, was sie dort über ihre wahre Herkunft erfährt, hat sie ganz andere Sorgen. Denn plötzlich steckt sie mitten im Machtkampf der Feuergeister. Bodyguard Jai soll sie beschützen. Aber vor wem? Und für wen? Kann Ari dem arroganten Halb-Dschinn mit den faszinierenden grünen Augen wirklich trauen? Und warum ist Charlie auf einmal wieder so interessiert an ihr – und ihren neuen Kräften?  

Meine Meinung

  • Handlung / Verlauf der Geschichte

Als ich den Klappentext von Flammenmädchen gelesen habe, stand für mich fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Das Thema "Dschinn" hat mich sofort neugierig gemacht, da es mir bisher noch in keiner Geschichte begegnet ist.

Im ersten Kapitel lernen wir Ari Johnson kennen und bekommen einen kleinen Einblick in ihr Leben. Ari steht kurz vor ihrem Schulabschluss, doch während ihre Freunde schon Zukunftspläne schmieden und es kaum erwarten können endlich mit Studieren anzufangen, ist bei Ari kaum Begeisterung zu merken. Stattdessen macht sie sich große Sorgen um ihren besten Freund Charlie, der seit dem Tod seines kleinen Bruders wie ausgewechselt ist und versucht seinen Schmerz mit Alkohol und Drogen zu unterdrücken. Ari, die schon lange in Charlie verliebt ist, möchte ihm so gerne helfen… Die Nacht ihres 18. Geburtstages stellt Aris Leben schließlich komplett auf den Kopf. Alles entpuppt sich plötzlich als Lüge und der Mann, der sie von Kindesbeinen an aufgezogen hat, ist gar nicht ihr richtiger Vater…Vielmehr stammt Ari von einem der mächtigsten Dschinn ab, für den sie allerdings nichts weiter ist als ein Mittel zum Zweck, das ihm im Kampf um die Macht helfen soll. Um sie davor zu schützen, hat ihr Onkel den Bodyguard Jai engagiert. Er soll Tag und Nacht auf Ari aufpassen und ihr dabei helfen sich in der Welt der Dschinn zurechtzufinden…

Die Welt, in die Samantha Young einen entführt ist unglaublich spannend und interessant. Man hat ein bisschen das Gefühl sich mitten in dem Märchen 1001 Nacht zu befinden. Dadurch, dass ich zuvor noch nie etwas in diese Richtung gelesen habe, war ich natürlich begierig darauf jedes Fitzelchen an Information in mich aufzusaugen. Allerdings hat man vor allem zu Beginn deutlich gemerkt, dass wir es mit dem Auftakt einer Reihe zu tun haben. Erst nach und nach wird man mit den Mythen und Legenden der Dschinns konfrontiert, wobei ein Großteil der Hintergründe noch ungeklärt bleibt.

Im zweiten Teil des Buches treibt die Autorin die Geschichte schließlich etwas voran und überrascht den Leser mit neuen Erkenntnissen und Wendungen, sodass man fast nicht mehr aufhören kann zu lesen. Es kristallisiert sich zunehmend ein Gerüst aus Lügen und Intrigen heraus, dessen volles Ausmaß Ari erst noch erkennen muss. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es in den nächsten Bänden weitergehen wird. Auch bannt sich zwischen Ari, Jai und Charlie eine Art Dreiecksgeschichte an, was nicht sonderlich überrascht, in meinen Augen jedoch unnötig ist.  

  • Schreibstil

 Samantha Youngs Schreibstil lässt sich leicht und flüssig zu lesen, sodass ich das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen habe. Ist man einmal mit den geheimnisvollen Legenden der Dschinns in Berührung gekommen, ist ans Aufhören nicht mehr zu denken. Die Erzählperspektive war zwar etwas ungewohnt, mit der Zeit habe ich mich jedoch dran gewöhnt. Gut gefallen hat mir wie Frau Young auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere, vor allem auf Ari, eingegangen ist, damit sie für mich als Leser nachvollziehbar waren. Am besten haben mir die sarkastischen Dialoge zwischen Ari und Jai gefallen, da sie sehr amüsant und witzig zu verfolgen waren.  

  • Charaktere

Ari lernen wir zu Anfang als ein starkes und selbstbewusstes Mädchen kennen, wobei ich jedoch schnell erkennen musste, dass das nur Fassade ist. Eigentlich ist sie eine sehr unsichere und sensible Persönlichkeit, die sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt. Ihr Vater ist viel unterwegs und ihre Mutter hat sie nie kennengelernt. Der einzige, der für sie da war, war ihr Freund Charlie. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, konnte ich wirklich gut nachvollziehen, wie sehr es sie getroffen hat, als Charlie sie nach dem Tod seines kleinen Bruders von sich weggestoßen hat. Doch trotz dem lässt sie nichts unversucht um wieder zu ihm durchzudringen. Auf der einen Seite konnte ich Ari verstehen, besonders ihre Angst irgendwann alleine da zustehen. Auf der anderen Seite hat sie sich für meinen Geschmack zu oft selbstbemitleidet. Es tut auf Dauer einfach nicht gut sich nur darum zu kümmern, was die anderen von einem denken könnten, wenn man sich nicht so verhält wie es von einem erwartet wird. Darüber hinaus hat sich Ari stellenweise ganz schön kindisch und dumm verhalten, was mich ein wenig genervt hat.

Jai mochte ich dagegen von Anfang an. Er ist ein Halbdschinn und stammt aus einer angesehenen Familie. Allerdings hat er es nie leicht gehabt. Seit seiner Kindheit, hat er nichts als Ablehnung zu spüren bekommen. Seine Halbbrüder haben nichts als Spott für ihn übrig und selbst sein Vater verachtet ihn. Jai hat also früh gelernt niemanden zu nah an sich heranzulassen und sein eigenes Leben zu leben. Allerdings hat er nie aufgehört darauf zu hoffen, irgendwann einmal doch die Anerkennung von seinem Vater zu bekommen. Als er vom Red King persönlich engagiert wird, sieht er darin zumindest die Chance, endgültig von seiner Familie wegzukommen.

Meine Meinung Charlie gegenüber ist bis zum Schluss zwiegespalten. Einerseits tut er mir leid, da es sicher nicht einfach ist mit dem Tod eines Familienmitglieds umzugehen, noch dazu, wenn man sich die Schuld daran gibt. Andererseits verhält er sich Ari gegenüber echt gemein. Er scheint gar nicht zu merken wie viel er ihr bedeutet und wie sehr er sie mit seiner Ablehnung verletzt. Was mich jedoch stutzig gemacht hat, dass er, nachdem er erfahren hat, dass Ari eine Dschinniya ist, auf einmal wieder voll bei der Sache ist und sich auffällig für ihre Kräfte interessiert.  

Mein Fazit

Mit „Flammenmädchen“ ist Samantha Young ein guter Auftakt für ihre neue Jugendbuchreihe gelungen, der jedoch stellenweise kleine Schwächen aufweist. So ist der erste Teil des Buches eher ruhiger Natur und konzentriert sich voll und ganz den Leser in die Geschichte einzuführen. Erst als Ari über ihre wahre Herkunft aufgeklärt wird, langsam die Welt der Dschinn erkundet, sich mit Legenden und Mythen vertraut macht und ihre Kräfte ausprobiert, wird die Handlung mit jeder Seite interessanter. Neue Erkenntnisse und überraschenden Wendungen lassen die Spannung konstant ansteigen, machen Lust auf mehr. Nebenbei sorgen Jai’s bissige Kommentare gerne mal für einen Lacher, womit Aris teilweise nerviges Verhalten schon fast wieder in Vergessenheit geraten ist. Ein netter erster Band, der noch Luft nach oben lässt. Ich bin gespannt wie es in „Das Erbe des Flammenmädchens“ weitergeht!