Rezension

Ein jahrzehntelang ungelöster Vermisstenfall

Verborgen im Gletscher - Arnaldur Indriðason

Verborgen im Gletscher
von Arnaldur Indriðason

Ein jahrzehntelang ungelöster Vermisstenfall

Nachdem eine Gruppe deutscher Touristen auf dem zweitgrößten Gletscher Islands namens Langjökull eine Leiche im Eis entdeckt, gibt es erstmals eine Spur zu einem vor über dreißig Jahren spurlos verschwundenen Mann namens Sigurvin. Die damalige ergebnislose Suche prägte den mit dem Fall betrauten Kriminalpolizisten Konráð, und obgleich er bereits in den Ruhestand trat, bietet er seine Mithilfe bei der Aufrollung dieses Falles an. Konráð studiert erneut die alten Unterlagen zu diesem Fall, befragt erneut die Zeugen von damals, und entdeckt schließlich auch Zusammenhänge mit einem anderen ungeklärten Fall.

Der isländische Autor Arnaldur Indriðason lädt den Leser in diesem ruhigen, beschaulichen Kriminalfall ein, sich an der Seite des pensionierten Ermittlers Konráð erneut auf Spurensuche zu begeben. Die einzelnen Ansätze, Befragungen und Nachforschungen werden akribisch beschrieben, zwischendurch erhält man immer wieder Einblicke in das Privatleben des verwitweten Polizeibeamten. Konráðs Erinnerungen an seine Ehe mit seiner großen Liebe Erna, aber auch jene an den nie geklärten Mord an seinem Vater im Jahre 1963, nehmen einen gewichtigen Part in dieser Geschichte ein. Der Mordfall Sigurvin wird nur sehr langsam aufgerollt, unzählige Hinweise verfolgt, Verdächtige und Zeugen erneut unter die Lupe genommen. Das gemächliche Erzähltempo wies für meinen Lesegeschmack ein paar Längen auf und es gelang dem Autor nicht, Spannung aufzubauen und mich zu fesseln. Die Geschichte plätschert eher vor sich hin und nimmt erst gegen Ende des Buches etwas an Fahrt auf. Die Auflösung erfolgte dann für mein persönliches Empfinden zu rasch, es verbleiben offene Handlungsstränge und aus meiner Sicht fehlende Konsequenzen für die Verantwortlichen hinsichtlich nachlässiger Ermittlungsarbeit in der Vergangenheit.

Dem Protagonisten Konráð wurde in diesem Krimi die größte Aufmerksamkeit zuteil. Während ein Verdächtiger namens Hjaltalin, die Leiterin der Kriminalabteilung der Reykjaviker Polizei namens Marta sowie der Polizist Léo einen gewissen Stellenwert im Buch innehaben, blieben mir die anderen Charaktere dieses Buches in gewisser Weise fremd, es kam auch keinerlei Sympathie für auch nur eine der handelnden Figuren auf.

Auch in sprachlicher Hinsicht konnte mich die Geschichte nicht überzeugen, und der bereits erwähnte Mangel an Spannung sowie die blassen Charaktere, die mich als Leser nicht ausreichend einbezogen, aber auch der vermehrte Einsatz derber Ausdrücke und Flüche, verleideten mir darüber hinaus das Lesevergnügen.

Fazit: Ich empfand „Verborgen im Gletscher“ als Krimi mit einigen Schwächen, der meinem persönlichen Lesegeschmack leider nicht entsprochen und mich vielmehr enttäuscht hat. Für mich beinhaltete er etwas zu viele Rückblicke in die Vergangenheit des Protagonisten, und viel zu wenig Spannung bei der Aufrollung des ungelösten alten Vermisstenfalles. Ich kann daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.