Rezension

Todestief ...

Verborgen im Gletscher - Arnaldur Indriðason

Verborgen im Gletscher
von Arnaldur Indriðason

„…dröhnen die Spalten vom Gletscher her“  -  heißt eine Zeile in einem Gedicht von Jóhann Sigurjónsson. Auf dem Langjökull, dem zweitgrößten Gletscher Islands, begegnet eine Touristengruppe dem Tod. Sie macht eine grausige Entdeckung: ein Menschenkopf ragt aus dem Gletschereis, das aufgrund der Erderwärmung stark abgeschmolzen ist. Hat der Mann einst einen Unfall erlitten und ist in eine Gletscherspalte gestürzt? Schnell ist die Identität des Toten geklärt, und der ehemalige Kommissar Konrađ wird mit einem Jahrzehnte alten Mord konfrontiert. Der Fall des vor dreißig Jahren spurlos verschwundenen Sigurvin hatte ihn während seiner aktiven Dienstzeit lange beschäftigt, er konnte ihn jedoch nicht lösen. Und so stürzt sich Konrađ in neue Ermittlungsarbeiten.

Auch dieser zweite Fall, in dem der pensionierte Polizist Konrađ „mitmischt“ (nach „Schattenwege“, erschienen 2015)  betrifft einen „cold case“, der eigentlich schon vor Jahren ad acta gelegt wurde. Systematisch entwickelt der Autor seinen Plot. Der Roman ist klar strukturiert und in sachlichem, konzentriertem Schreibstil abgefasst. Die ruhige und relativ undramatische Art des Erzählens entspricht dabei dem Naturell des ermittelnden Ex-Kommissars, dessen Stärke in detaillierter und ausdauernder Recherchearbeit besteht. Zu den meisten Charakteren des Krimis gibt es eine gewisse Distanz; einzig zu Konrađ erfährt der Leser mehr Privates. Dass wir ihn auch mit seinen Schwächen und Problemen kennenlernen, macht ihn als Protagonisten authentischer. Wie in seinen anderen Büchern spricht Indriđason auch in „Verborgen im Gletscher“ aktuelle Themen an wie etwa Umweltprobleme und Klimawandel, ohne sie jedoch in den Vordergrund geraten zu lassen.

Mein Resumé: „Verborgen im Gletscher“ ist ein Kriminalroman, der weniger auf „Action“ als auf ruhige Ermittlungsarbeit setzt.