Rezension

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ein Kinderbuch, welches nicht für Kinder geeignet ist und ein Protagonist, der mehr als gewöhnungsbedürftig ist

Der Wald der träumenden Geschichten - Malcolm McNeill

Der Wald der träumenden Geschichten
von Malcolm McNeill

Bewertet mit 2 Sternen

Der Wald der träumenden Geschichten von Malcolm McNeill

In letzter Zeit habe ich ein Buch bei sehr vielen Bloggern und Booktubern gesehen, was mein Interesse geweckt hatte. Ich fragte dann „Der Wald der träumenden Geschichten“ von Malcolm McNeill beim Fischer Verlag an und wenige Tage später brachte mir mein Postbote das angefragte Buch. Daher möchte ich mich ganz herzlich beim Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Ein Leben in einem Waisenhaus ist wahrlich nicht einfach. Obwohl Max noch sehr jung ist, als er in so ein Waisenhaus kommt, weiß er, dass er hier eigentlich nicht willkommen ist. Die Schwestern meiden ihn, aber er merkt, dass sie über ihn reden. Keine der Eltern möchte ihn adoptieren. Es ist sogar viel schlimmer. Jedes Mal wenn sie Max erblicken, sind sie geschockt und flüchten schreiend. Denn Max ist kein niedliches kleines Kind. Er hat Gliedmaßen die so dünn sind wie Äste, Zähne die so spitz und scharf sind, als könnte er damit alles zerbeißen und sehr dunkle beinahe schwarze Augen, die jeden durchdringen. Als seine Zeit im Waisenhaus in der Stadt abgelaufen ist, soll er in ein Waisenhaus auf dem Land gebracht werden. Keiner hätte je gedacht, dass Max von einem liebenden Paar adoptiert werden würde, doch dann traten die Mulans über die Schwelle. Die beiden verliebten sich sofort in den kleinen und adoptierten ihn. Doch Max merkt sehr schnell, dass die beiden nicht seine leiblichen Eltern sind. Er beginnt ihre Liebe infrage zu stellen und macht sich auf die Suche nach seinen „Immerwährenden Eltern“. Dabei soll ihm ein Buchladen helfen, der neu in ihrer Stadt eröffnet. Max verbringt jede freie Minute in diesem Laden, sehr zum Ärger seiner Eltern. Denn das Leben ist hart, da immer mehr Menschen dem „Verschwinden“ zum Opfer fallen. Jeder auf der Welt ist betroffen, außer Kinder. Kinder verschwinden nicht plötzlich von den Straßen mitten in einer Menschenmenge oder im Park oder von anderen Orten. Max ist das alles egal, er will nur seine „Immerwährenden Eltern“ finden. Doch dann verbrennen die Menschen alle Bücher, denn diese und Träume sollen verantwortlich für „Das Verschwinden“ sein. Max versteht die Welt nicht mehr. Als dann auch noch seine Adoptiveltern verschwinden, macht er sich auf eine abenteuerliche Reise, die ihn vor beinahe unlösbare Aufgaben stellt. Wird Max Antworten auf seine vielen Fragen finden oder wird „Das Verschwinden“ siegen?

Ich habe „Der Wald der träumenden Geschichten“ bei einem Booktuber gesehen und mich sofort in das Layout und die Story verliebt. Ich dachte mir: “Das Buch muss ich haben“ und fragte es beim Fischer Verlag an. Ich war wirklich gespannt auf das Buch, doch leider hat es mich bitterlich enttäuscht. Die Story an sich, war wirklich gut und hatte einiges an Potential aufzuweisen, was aber leider nicht vollkommen ausgeschöpft wurde. Es kam für mich absolut keine Spannung auf. Der vermeintliche Showdown dümpelte so vor sich hin und von Action konnte nie die Rede sein. Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Aber ich würde meinem zukünftigen Kindern so etwas nicht zu lesen geben. Vielleicht bin ich in dem Sinne auch etwas empfindlich, aber welches 10jährige Kind sollte lesen, wie in allen Einzelheiten einem Drachen die Zähne gezogen werden oder wie manche Charaktere ihre Hand verloren (Häcksler) haben. Und das waren nur zwei Beispiele von unzähligen. Der Autor versteht sich sehr gut philosophische Gedanken im Buch zu verarbeiten und mir war das wirklich verständlich, aber ich bezweifle stark, dass ein Kind diese philosophischen Ansätze, die wirklich nicht einfach waren, versteht. Mich haben einige philosophischen Fragen wirklich lange beschäftigt, aber sind wir doch mal ehrlich: Kinder langweilt so etwas. Die wollen Spannung, Action, Spaß, was in „Der Wald der träumenden Geschichten“ wirklich zu kurz kam. An sich haben mir die „Märchengeschichten“, die sich der Autor erdachte, ganz gut gefallen. Was mir meinen Lesefluss aber immer wieder zerstörte, waren die Dialoge. An sich waren sie gut ausgearbeitet und trieben auch die Geschichte voran, aber leider wusste ich bei vielen dann nicht mehr, wer gerade spricht. Ich war es dann leid, die Sätze abzuzählen und zu rätseln, wer gerade gesprochen hat. Ich meine ein „Boris sagte“ oder „Max erzählte“ ist doch nicht zu viel verlangt. Es muss ja nicht nach jedem gesprochenen Satz dazu geschrieben werden, aber mal zwischendurch, damit der Leser weiß, wer gerade redet. Das wäre definitiv angebracht gewesen. Nun gut, wenn die Geschichte ein paar Mängel aufweist, kann das Buch nur noch von Charakteren aufgewertet werden. Aber leider vermieste mir Max das komplette Buch. Dieser Junge ist so etwas von undankbar und ein absolut schlimmer Protagonist. Vielleicht gehe ich auch zu hart mit ihm ins Gericht, aber er hat wundervolle Adoptiveltern, die ihn liebevoll aufgenommen haben und was macht er? Er sagt er hasse sie und sie seien nicht seine richtig Eltern. Und dieses undankbare kommt in den ersten 200 Seite so sehr zur Geltung, dass ich für Max einfach keine Sympathien übrig hatte. Und dann 200 Seiten später steht er vor der Aufgabe seine geliebten Träumereien und die Menschen zu retten. Und was macht er? Schließt sich beinahe den Bösen an. Am liebsten hätte ich ihn da angeschrieben. Aber zum Glück gibt es ja noch Martha. Dieses Mädchen hat mich wirklich von sich überzeugt und wäre sie die Protagonistin gewesen, hätte mich das Buch mehr von sich überzeugen können. Martha ist eigentlich tot, aber trotzdem kümmert sie sich nicht um sich selbst, sondern um ihre Mitmenschen. Sie hilft Max, obwohl der sich nur für sich interessiert. Auch die anderen Charaktere wie Boris oder Max Adoptiveltern sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich bin wirklich froh, dass es sie in diesem Buch gibt.
Das Cover ist wirklich wunderschön und auch das Layout im Buch wurde grandios gestaltet.
„Der Wald der träumenden Geschichten“ von Malcolm McNeill konnte mich leider nicht vollkommen von sich überzeugen. Das Buch hat ein großes Potential, was aber leider nicht ausgeschöpft wurde. Ich muss auch wirklich sagen, dass das für mich kein Kinderbuch für Kinder ab 10 Jahren ist. Ich denke, dass viele etwas ältere Leser doch die ein oder andere Freude an dem Buch haben werden und möchte euch auch sagen, dass jeder seinen eigenen Geschmack hat. Deswegen möchte ich „Der Wald der träumenden Geschichten“ jedem empfehlen, der mal ein wenig Lust auf etwas philosophisches hat und sich nicht von einem etwas gewöhnungsbedürftigen Protagonisten abschrecken lässt.