Rezension

Ein Krimi für Zwischendurch

Miese kleine Morde
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 3 Sternen

Knackig, kurzweilig und überraschend!

Ich kann es sofort beichten: Ich wohne, wo die Romane von Jussi Adler Olsen spielen und lese seine Texte immer mit Genuss und dem Gefühl: Ja, das kenne ich. Hier bin ich zu Hause. Das haben wir doch im Fernsehen gehört. So ist es in der der und der Straße. So auch diesmal: So sind die Leute, die im Whiskeygürtel leben, in den betuchten Gegenden, sprich von Stadtteil Hellerup im Norden Kopenhagens bis an die Spitze des Kattegats. Dort wohnt die dänische Schickeria, und da hat Olsen seinen Killer eingesetzt. 
Genervte Frauen, die mehr Anhängsel als Geliebte sind, wollen ihren Partner loswerden. Scheidung, was Otto-Normal-Verdiener eben macht, geht nicht, wegen der Gütertrennung. Wer sich einmal an das süsse Leben gewöhnt hat, leidet bekanntlich an Abstinenzen, wenn die tägliche Konsum-Droge abgesetzt wird. 
Und Lars Hviling Hansen, der von seiner Frau als Langweiler aussortiert und entsorgt wurde - wohlgemerkt in einem bescheideneren Stadtteil als die kommende Opfer! - beschließt, sich und der Umwelt zu beweisen: Er ist vieles, aber ganz sicher kein Langweiler. Er hat so eine Wut im Bauch, dass er zum Auftrags-Killer mutiert. 
Der Krimi liest sich schnell und ist amüsant, man lächelt, freut sich über das Wiedersehen, ergötzt sich über die Oberflächlichkeit der Schickeria und den gewieften Killer und geniesst die nüchterne skandinavische Erzählweise. 
Nun, die dicken Krimis des Autors sind natürlich nicht mit diesem kurzen Text zu vergleichen. Sie sind viel ausgefeilter, viel mehr ein Psychodrama. 
Aber als kleines Schmankerl für Zwischendurch sind diese "Miese kleine Morde" ein Leckerbissen. 
Morgen früh, aus dem S-Bahnfenster schauend, werde ich voller Lächeln an den Villen vorbeifahren und mich fragen, wo Lars Hvilling Hansen wohl gemordet hat. Ob ich ihm dabei begegnet bin?
Gönnen Sie sich eine mörderische Tour durch den Norden Kopenhagens ...