Rezension

Ein Leben aus dem Glauben

Im Dienst der Hoffnung -

Im Dienst der Hoffnung
von Brigitte Liebelt

Bewertet mit 4 Sternen

„...Warum im Jahre 2022 ein Buch über eine Frau, die bereits vor 180 Jahren starb? Und: Ist die Zeit der Diakonissinnen nicht eigentlich vorbei?...“

 

Diese Fragen stehen zu Beginn des Vorworts. Dann folgt eine kurze Antwort.

Die Autorin hat einen tiefgründigen Roman über Frederike Fliedner geschrieben, die zusammen mit ihrem Mann Theodor die ersten Krankenhäuser eingerichtet hat, in denen Diakonissen arbeiteten.

Der Schriftstil ist über weite Strecken sachlich. Trotzdem spielen auch Emotionen eine Rolle.

Die Geschichte beginnt im Januar des Jahres 1816. Friederike ist die Älteste von sieben Geschwistern. Schon im Elternhaus kümmert sie sich um ihre jüngeren Geschwister. Besonders bei der schweren Krankheit von Georg steht sie im hilfreich zur Seite. Der Vater ist Lehrer.

Im März des gleichen Jahres erkrankt die Mutter an Fleckfieber und stirbt. Das bedeutet für die Familie in mehrere Hinsicht einen Einschnitt. Der Vater erhält eine Stelle als Rentmeister und Kastellan. Ablehnen ist keine Option. Bald wird er wieder heiraten. Für Friederike wird es schwierig.

 

„...Auch wenn eine junge Frau noch so tüchtig war – solange sie nicht verheiratet war, blieb sie die unmündige Tochter, die den Eltern und auch den Brüdern Rechenschaft schuldig war...“

 

Als Friederike eine Stelle im Waisenhaus antritt, lernt sie den Pfarrer Theodor Fledner kennen. Zwei Jahre später macht er ihr schriftlich einen Heiratsantrag, wobei er deutlich sagt, was er von der Ehe erwartet.

 

„...Wenn er sich einmal entscheiden müsste zwischen der Verantwortung für die Familie und für seinen Dienst, dann würde der Dienst immer Vorrang haben. Auch beschrieb er ihr ausführlich, wie er sich ihre Unterstützung dabei wünschte...“

 

In mancher Hinsicht denkt Theodor für die damalige Zeit überraschend fortschrittlich. Er traut seiner Frau eine Menge zu und überträgt ihr immer mehr Verantwortung. So wird sie unter anderen zur Vorsteherin des ersten Diakonissenkrankenhauses. Eines allerdings übersieht Theodor. Friederike ist auch Ehefrau und Mutter. Die jährlichen Geburten sind ihrer Gesundheit auf die Dauer nicht zuträglich. Für die Kinder wird eine Kleinkinderschule eingerichtet. Heute würden wir ds Kinderkrippe und Kindergarten nennen. Trotzdem kämpft Friederike innerlich damit, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder hat.

Um die Einrichtungen zu unterhalten, ist Theodor oft unterwegs. Er werden Spenden benötigt. Liebevolle Zweisamkeit gibt es daher selten. Selbst in schwierigen Situationen ist Friederike oft auf sich gestellt. Doch alle Widrigkeiten trägt sie mit großer Geduld und aus einem tiefen Glauben heraus.

Für die Krankenhäuser gilt es, geeignetes Personal zu finden. Unverheiratete Frauen haben so eine Chance für eine Berufsausübung. Dabei muss aber der Glaube im Mittelpunkt stehen. Das bewahrt jedoch nicht vor Streit, Neid und Missgunst,

 

„...Sie dachte an ihre Gespräche mit ihrem Mann. Theodor machte sich in der Regel keine Illusionen über Menschen, auch nicht über die, die sich Christen nannten...“

 

Immer wieder ist Friederike diejenige, die schlichtet. Es bedarf fester Regeln. Wenn die Diakonissen in die Öffentlichkeit gehen, sollten sie eine einheitliche Kleidung haben. Schlicht, aber bemerkenswert.

Das Buch endet mit Friederikes Tod. Im Anhang erfahre ich, wie es mit Theodor und ihren Kindern weiter geht.

Jedes Kapitel beginnt mit der Strophe eines Liedes. Das stimmt auf den Inhalt ein.

Der biografische Roman hat mir sehr gut gefallen.