Rezension

Ein Leben für die Bonobos

Das Affenhaus - Sara Gruen

Das Affenhaus
von Sara Gruen

Bewertet mit 4 Sternen

Sara Gruen hat in Vorbereitung auf ihr Werk „Das Affenhaus“ selbst eine Forschungsstation besucht und viel über die Affen und ihre Kommunikation gelernt und selbst erlebt, das hat der Leser dann auch deutlich zu spüren bekommen, weil die Bonobos in ihren Eigenarten sehr liebevoll und emotional beschrieben wurde, wie man es nur von jemandem erwarten kann, der sich selbst in diese Tiere auf eine außergewöhnliche Art und Weise verliebt hat – wie Isabel, die Protagonistin.

Isabel arbeitet als Wissenschaftlerin im Sprachlabor eng mit den Bonobos zusammen, doch zwischen ihnen ist in der langen Zeit der gemeinsamen Arbeit und dem Spaß eine enge Beziehung entstanden, die Isabel selbst im Roman als familienähnlich beschreibt.
Eines Tages wird das Labor durch eine Explosion zerstört und Isabel muss mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden – zu dem Anschlag bekennt sich später die ELL. Diese Organisation droht mit weiteren Anschlägen, wenn die Affen nicht aus ihrer – in deren Augen – misslichen Lage befreit werden und so ist der Verkauf der Affen an einen anonymen Käufer besiegelt und damit beginnt Isabels Suche nach ihren geliebten Affen.
Ein weiterer Protagonist ist John Thigpen (Autor), der sowohl privat, als auch im beruflichen Bereich einige Probleme hat und sein Herz, nach der ersten Begegnung mit den Bonobos, für sie und ihr Schicksal schlägt.

Das Cover passt meiner Meinung nach sehr gut zu dem Buch, da es eine gewisse Ruhe ausstrahlt, die die Bonobos mit ihrer friedfertigen Art gut ergänzen.
Die Protagonisten werden sehr gut charakterisiert und man kann sich als Leser gut mit ihnen anfreunden und mitfiebern.
An einigen Stellen kann man über die Raffgier und die Taktlosigkeit der anderen Personen nur den Kopf schütteln und dieser gesellschaftskritische Zweig im Buch, der im starken Kontrast zu den „guten“ Menschen steht, lässt die Spannung steigen. Manche Passagen wiederum z.B. die Beschreibung der Tierversuche regen zum Nachdenken an, was die Vielfalt des Romans noch unterstreicht.
Sara Gruens Schreibstil ist angenehm zu lesen und ohne viele Schnörkel. Besonders die Kapitel um Bonzi und ihre Freunde (die Affen) waren herzerwärmend, weil sie einerseits sehr menschlich reagieren und andererseits total kindlich und tierisch agieren. Ein Zitat würde hierbei die Freude für zukünftige Leser verderben und darum kann ich nur sagen, dass „Das Affenhaus“ ein empfehlenswertes Buch ist, mit einer Autorin, die weiß, wie man begeistert und lege jedem ans Herz, der auf der Suche nach einem tollen Buch ist, sich dieses zu merken!

Obwohl mir das Buch sehr viel Freude beim Lesen bereitet hat, muss ich einen Stern abziehen, weil sich Sara Gruen zu sehr mit den Nebensträngen aufgehalten hat und dadurch die Bonobos teilweise etwas zu kurz kamen! Zwar passen diese Nebenstränge hervorragend in die Geschichte, aber sie werden zu sehr in den Vordergrund gerückt und dadurch gerät das Verhältnis von Affen und Problemen der Charaktere in ein Ungleichgewicht!
Ich hätte mir auch etwas mehr Aktion bei der Befreiung der Affen gewünscht, da es zum Schluss alles sehr schnell ging, aber zu meckern gibt es wohl immer irgendetwas.
Es muss ein tolles Gefühl sein, die Fähigkeiten der Bonobos mit eigenen Augen zu sehen und Teil ihrer Familie zu sein, selbst wenn nicht jedem von uns dies vergönnt sein wird, so hat uns Sara Gruen doch wenigstens etwas daran teilhaben lassen!