Rezension

Rezension: "Das Affenhaus" von Sara Gruen

Das Affenhaus - Sara Gruen

Das Affenhaus
von Sara Gruen

Zum Inhalt: Die junge Wissenschaftlerin Isabel Duncan arbeitet im Sprachlabor für Menschenaffen an der University of Kansas. Die Forscher nutzen die Gebärdensprache ALS um mit den Affen zu kommunizieren und darüber Einblick in Gedanken und Empfindungen unserer nächsten Verwandten zu erhalten. Während der acht Jahre, die Isabel hier arbeitet, sind die Bonobos zu ihrer Familie geworden, mehr Familie, als Sara es jemals kannte.

Als das Sprachlabor in die Luft gesprengt wird, erleidet Isabel schwere Verletzungen. Schon bald gibt es ein Bekennerschreiben einer radikalen Tierschutzorganisation, die behaupten, sie haben die Affen aus dem Labor befreien wollen. Noch schlimmer als die eigenen Verletzungen ist für Isabel, dass die Affen nach der Explosion von der Uni verkauft und an einen unbekannten Ort transportiert wurden.

Gemeinsam mit dem New Yorker Journalisten John Thigpen, der kurze Zeit vor dem Unfall das Sprachlabor besuchte und von Affen wie von der hübschen jungen Forscherin gleichermaßen fasziniert ist, versucht Isabel, „ihre Affen“ wieder aufzuspüren und die Verantwortlichen hinter dem Anschlag zu identifizieren.

Eigene Meinung: Das Buch beginnt mit sehr liebevoll geschilderten Szenen im Sprachlabor. Der Leser lernt mit Isabel und John sofort die Protagonisten des Buches, und natürlich die Affen kennen. Die Szenen mit den Bonobos werden sehr

liebevoll und immer mit einem Schmunzeln im Auge geschildert - hier merkt man, dass die Autorin Gelegenheit hatte, selbst die Bekanntschaft mit diesen faszinierenden Tieren zu machen und sie somit sehr viel Erlebtes in diese lebensnah geschilderten Szenen einbaut. Doch mit der Explosion im Sprachlabor, die sich in Kapitel 2 eriegnet, war für mich leider der Höhepunkt des Buches dann auch schon erreicht.

Bis hierhin habe ich jede Szene mit Spannung gelesen und mich auf ein gutes Buch gefreut. Sara Gruens angenehmer und einnehmender Sprachstil sowie das interessante Setting ließen sich bis hierhin sehr vielversprechend an. Doch leider wurde ich auf den nachfolgenden Seiten enttäuscht. Die Spannungskurve fiel deutlich ab, wurde nie so flach, dass ich darüber nachgedacht hätte, das Buch vorzeitig zu beenden oder die Hoffnung aufzugeben, dass die Geschichte wieder an Fahrt aufnehmen könnte, doch leider nahm die Handlung für mich nicht wieder so richtig an Fahrt auf.

Mit der Schilderung von Johns familiärer Situation, der Schilderung der beruflichen wie privaten Probleme seiner Frau Amanda kam eine umfangreiche zweite Handlungsebene ins Buch, die nicht wirklich gestört hat, aber die Geschichte auch nicht wirklich voran getrieben hat. Die Geschichte plätschert über weite Teile vor sich hin, ist dabei wenig aufregend, driftet dabei aber meiner Meinung nach (noch) nicht ins Belanglose ab.

Richtig gestört hat mich dann aber das Ende. Zum Ende hin mehren sich Handlungsstränge, die überflüssig und sehr konstruiert wirkten, bzw. die einfach nicht konsequent weiter entwickelt waren. Der Sinn einiger dieser Handlungs“fetzen“ hat sich mir auch nach dem Beenden des Buches teilweise nicht erschlossen, so dass sie den unschönen Beigeschmack von „Füllmaterial“ hinterließen.

Das tatsächliche Ende der Geschichte wird dann relativ schnell erzählt, leider stellte sich hier für mich das Gefühl ein, die Autorin habe aus Zeit- oder Platzgründen ihr Buch auf den letzten Seiten nur noch „abwickeln“ wollen.

Sara Gruens Intention, mit ihrem Buch die Ähnlichkeit zwischen uns und unseren nächsten Verwandten darzustellen und gleichzeitig Kritik am oft so grausamen und gedankenlosen Umgang des Menschen mit diesen Tieren, die uns an Empfindsamkeit in nichts nachstehen, zu üben, blitzt immer wieder durch. Das allein macht das Buch jedoch nicht zu einem lesenswerten Roman.

Gestört hat mich auch, dass ich bis zum Ende des Buches keinen richtigen Draht zu den Hauptfiguren entwickeln konnte. Schade ist dies insbesondere im Falle der Wissenschaftlerin  Isabel Duncan, welche mit  den Affen direkt kommunizieren kann und für den Leser somit den „direkten Draht“ zu den Affen darstellt– sie blieb für mich farblos, eindimensional  und zu wenig ausgearbeitet.

Fazit: Ich habe mich beim Lesen nicht gequält, doch ist „Affenhaus“ definitiv kein Buch, dass mir lange Zeit im Kopf bleiben wird.