Rezension

Ein Lehrer auf den Spuren Hercule Poirots - kleiner, kurzweiliger Krimihappen aus Freiburg

Der Mathelehrer und der Tod -

Der Mathelehrer und der Tod
von Marc Hofmann

Bewertet mit 4 Sternen

Gregor Horvath ist Deutschlehrer aus Leidenschaft für Sprache und Literatur. Der Hercule Poirot-Fan geht den Dingen - genau wie sein Idol-  gerne auf den Grund. Als sein Kollege an einem Freiburger Gymnasium, Mathelehrer Michael Menzel, nach einem Sturz aus dem Fenster stirbt, wird ausgerechnet Horvaths Zwillingsbruder Kriminalkommissar Martin Horvath mit der Aufklärung des Falls beauftragt. Doch der hat angesichts eines Doppelmords und Personalmangels bei der Polizei kaum Kapazitäten für die Bearbeitung des Falls. Und so landet der Todesfall als Selbstmord bei den Akten. Doch Gregor Horvath glaubt nicht an Selbstmord und beginnt mit tatkräftiger Unterstützung einiger Schüler auf eigene Faust zu ermitteln.

 

Marc Hofmann schreibt aus Gregor Horvaths Sicht in Ich-Form. Der Schreibstil ist angenehm, unkompliziert und gut verständlich. Die immer wieder eingeschobenen passenden Zitate berühmter Persönlichkeiten oder aus der Literatur, die Horvath oft in den Sinn kommen, sorgen für Abwechslung und haben mir gut gefallen. 

 

Hauptfigur Gregor Horvath ist ein sehr spezieller Charakter, ein Original. Er ist stets elegant und konservativ mit Anzügen gekleidet, mag Tai Chi, wirkt ein wenig altmodisch. „Sprachvermüllung“ ist ihm ein Dorn im Auge. Wenn ein Schüler mit „Nicht wirklich“ antwortet, läuft er Gefahr, in eine philosophische Diskussion um  z.B. Platons Höhlengleichnis verwickelt zu werden.
Selbst beschreibt er sich mit den Worten: „Aus der Zeit gefallen war ich nicht. Ich war nämlich nie drin gewesen.“ Mit vielen modernen Entwicklungen hat er ein Problem: „Ich finde mich eigentlich ganz normal, dachte ich. Ich finde nur die Zeit, in der wir leben so verrückt.“    
Der Beruf als Lehrer hat Spuren bei Horvath hinterlassen. Die Wiederholung des Immergleichen demotiviert und langweilt ihn, auch wenn er für seine Fächer brennt und sich auch mit einigen Schüler sehr gut versteht. Da kommt ihm der Todesfall im Kollegium gerade recht. Horvath ist definitiv ein recht ungewöhnlicher Ermittler.

 

Wer hat denn nun den Mathelehrer ermordet?
Verdächtige finden Horvath und seine Schüler jede Menge: aktuelle Schüler, ehemalige Schüler, Eltern oder Kollegen und auch an den entsprechenden Motiven mangelt es nicht. Der Verlauf des Plots ist recht ruhig, immer wieder nimmt der Schauplatz Freiburg auch eine kleine Rolle ein, was Freiburger und Fans der Stadt sicher erfreuen wird. Am Ende heißt es dann ganz frei nach Poirot „Es gab richtig und es gab falsch. Es gab aber nichts dazwischen.“ und Horvath gerät ganz schön in die Bredouille.
Kein absolutes Highlight, aber durchaus ein kurzweiliger, netter, solider cosy Krimi mit einem ungewöhnlichen, sehr speziellen Ermittler, der über weite Strecken Spaß macht und sich fast wie von selbst liest. Ich werde mir jedenfalls auch die Fortsetzung gönnen.