Rezension

Ein literarisches Kleinod

Stille Nacht - Titus Müller

Stille Nacht
von Titus Müller

Bewertet mit 5 Sternen

~~Es gibt Lieder, die einen von der Kindheit an das ganze Leben hindurch begleiten. „Stille Nacht“ des Priesters Joseph Mohr ist so ein Lied und der Autor Titus Müller hat ihm und der Entstehung des Liedes einen kleinen, aber sehr feinen historischen Roman gewidmet
Joseph Mohr war ein katholischer Priester, der in Österreich lebte und wirkte. Zeit seines Lebens trug er die Last mit sich herum, ein uneheliches Kind zu sein und seinen Vater nie kennengelernt zu haben, aber für immer gezeichnet zu sein als Bastardkind. Seine Mutter hatte mehrere Kinder von mehreren Männern, doch brachte sie alle allein als Näherin durch. Joseph Mohr war sehr musikalisch, ein Erbe seines Vaters, so fand er einen Gönner, der ihm die Türen zu einer guten Bildung öffnete, für die Joseph Mohr hart arbeiten musste, um im Priesterseminar zu bestehen. Eines Tages macht sich Joseph auf den Weg, seinen Vater und seine Wurzeln zu suchen, doch er wird zu spät kommen, da der Vater vorher stirbt. So begibt er sich auf die Suche nach Verwandten und findet in einer einsamen Gegend in einer Holzhütte seinen Großvater, der ihm erst unwirtlich und barsch gegenüber tritt, doch je mehr Zeit die beiden Männer miteinander verbringen, umso mehr wachsen sie zusammen bis der Großvater stirbt. Das Einzige was Joseph vom Großvater bleibt, ist die Gitarre seines Vaters, die dieser aufgehoben und ihm vermacht hat.
1818 lebt Joseph Mohr in Österreichisch Laufen und tritt dort seine Stelle als neuer Pfarrer an. Seine Gemeinde besteht hauptsächlich aus ärmlichen Familien, die von der Flussschifffahrt leben. Er muss sie als Pfarrer durch seine Predigten von seinen Qualitäten überzeugen und möchte dies auch durch seine Musik tun, die ihm besonders am Herzen liegt. Die Besucher seines Gottesdienstes pflegen noch einigen Aberglauben an Geister, die sie in ihrem täglichen Leben beschützen sollen und können mit seinen Worten nicht viel anfangen. Joseph Mohr nimmt die Herausforderung an und kümmert sich um seine Gemeindemitglieder, lernt ihre Sorgen kennen und versucht, ihnen den richtigen Rat zu geben. Dabei sucht er in stillen Momenten Hilfe bei der Musik. Als sein Pfarrprovisor sich gegen ihn und seine Musik stellt, will er sich dennoch nicht davon beirren lassen. Gemeinsam mit dem Kirchorganisten Franz Gruber spielt er am 21. Dezember 1818, am Thomastag, sein eigens geschriebenes Lied „Stille Nacht“, für die Gruber die Melodie lieferte, und die Menschen im Gottesdienst hören ihm aufmerksam zu. Mit diesem Lied hat er seine Gemeinde wohl für sich gewonnen, denn am Ende waren die Menschen ergriffen und dankten ihm dafür.
Titus Müller hat einmal mehr sein wunderbares Schreibtalent unter Beweis gestellt, indem er eine sehr gut recherchierte Handlung mit poetischen, feinfühligen Worten zu einer wirklich schönen Geschichte verwebt, die den Leser von der ersten bis zur letzten Minute fesseln. Im Anhang bereitet der Autor für den Leser den historischen Hintergrund auf und unterstützt mit Faktenwissen über die Biografie von Joseph Mohr.
„Stille Nacht“ mag vielleicht ein Weihnachtslied sein, doch es ist auch ein Lied der Hoffnung und des Glaubens. Man kann das Büchlein somit immer wieder in die Hand nehmen und der Handlung einen Platz im Herzen einräumen. Wenn man es erst einmal gelesen hat, wird man sich dieser wunderschönen Geschichte immer wieder erinnern, besonders, wenn man die wunderbare Melodie von „Stille Nacht“ hört. Absolut empfehlenswert, ein wahrer Lesegenuss von einem Meister der Wortkunst!!!