Rezension

Ein Mietshaus und seine Bewohner

Brehm 46 - Ulrike Reinker

Brehm 46
von Ulrike Reinker

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch gibt uns in sechs abgeschlossenen Geschichten Einblick in das Leben einer gleichen Anzahl von Bewohnern des in der Düsseldorfer Brehmstraße 46 gelegenen Mietshauses. Sie handeln von einer ungewollt schwangeren Kunststudentin ohne berufliche Perspektive, einem sich als schwul outenden und deshalb dem Druck seiner Eltern ausgesetzten jungen Moslem, einer alleinerziehenden Linken und ihren online angebahnten Dates, einer seit 60 Jahren dort lebenden sonderlichen Dame mit Trauma aus ihrer Jugend,  einem frisch verliebten Pärchen und einer brotlosen Schauspielerin mit Kinderwunsch. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen. Zwischen ihnen bestehen Querverbindungen; es kommt zu Begegnungen. Als Leser hat man nicht den Eindruck, nur fragmentarische Bruchstücke der Menschen zu erfahren, sondern wird sehr vertraut mit ihrem gesamten Leben, was auch darauf zurückzuführen ist, dass jeweils der Protagonist jeder Geschichte als Ich - Erzähler auftritt. Durch einen eigentümlichen Schreibstil gewinnt das Buch an Lebendigkeit; die Autorin arbeitet gerne mit ironischen Wortspielen, z.B. "In Düsseldorf kannte mich mittlerweile niemand mehr. Außer meiner Mutter. Und die kannte mich auch nicht." (S. 21).
Jede Geschichte gefällt nicht unbedingt gleichermaßen.  Insgesamt aber ein sehr lesenswertes Buch.