Rezension

Ein öder Monolog ohne echtes Ziel

Stella Maris -

Stella Maris
von Cormac Mccarthy

Bewertet mit 2 Sternen

In „Der Passagier“ hat die Tatsache, dass ich vieles nicht verstanden habe, meiner Bewunderung für das komplexe Werk noch keinen Abbruch getan. In „Stella Maris“ wird das Thema konsequent weitergeführt und ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dieser Roman ist gar keiner. Es wird aber als Roman verkauft und das kann man ihm sehr wohl vorwerfen. Dieses Buch ist pure Philosophie und natürlich brillant, jedermanns Sache ist das allerdings nicht.

Alicia, Bobbys hochbegabte Schwester, hat sich selbst in die psychiatrische Klinik Stella Maris eingeliefert. Sie sieht keinen Sinn im Leben. Ihre Sitzungen mit dem Psychiater der Klinik wirken wie ein letzter Versuch zurück ins Leben zu finden selbst wenn sie schon damit abgeschlossen hat.

Dieses Buch besteht ausschließlich aus Gesprächen zwischen Alicia und dem Arzt, die gepflegt vor sich hin philosophieren und zwischendrin ab und zu ein klein wenig Alicias Situation reflektieren. Es geht um alles und nichts, um Verrücktheit und was ist überhaupt verrückt, die Quantenmechanik und die Wahrheit des Universums, ist das Universum intelligent? Die Geige und deren Mathematik, mathematischen Platonismus und das Problem aller Probleme, das Problem des Fundaments: Wie geht man mit Frege um??

Ich kann durchaus mal Spaß an einer philosophischen Diskussion haben, allerdings ist meine Geduld damit etwa nach einer halben Stunde erschöpft. Natürlich ist das mein Problem, es gibt ganz bestimmt ausreichend Menschen die das ganz wunderbar finden, aber ich wollte einen Roman lesen. Es steht sogar drauf.

Also es passiert hier nichts. Als kleiner feiner irritierender Moment ist hier plötzlich Bobby tot, dabei hatten wir doch verstanden dass Alicia tot wäre und Bobby um sie trauert. Ganz sicher kann man auch an dieser Stelle tief schürfen, über Leben und Tod nachdenken, was ist überhaupt Leben? Ich habe dazu keine Lust, ich war darauf eingestellt einen ganz großartigen, aufwühlenden Roman zu lesen und dann das.

Immerhin dauert dieser zweite Teil des Hörbuchs nur noch 7 Stunden, die kann man durchaus mal mitnehmen wenn einen die Neugier plagt. Nur kann in diesem Fall noch nicht einmal Christian Brückner etwas retten. Es ist klug, ambitioniert, aber auch prätentiös und geschwätzig, ein öder Monolog ohne echtes Ziel, ein langer Vortrag, den jemand hält, weil er gerne redet.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. November 2022 um 19:54

Was du wohl erst von Matou (Michael Köhlmeier) gehalten hättest, auch dort wurde quasi ALLES verhandelt. Auch viel Sprache. Allerdings passierte was. Viel zu viel. Und ganz Furchtbares. Oft war ich nahe am Speien - ich muss unbedingt noch eine Rezi schreiben - aber ich bin echt froh, diese beide Romane ausgelassen zu haben!!

Sursulapitschi kommentierte am 19. November 2022 um 20:02

Lauter alte Männer, die nochmal beweisen wollen, wie klug sie sind.