Rezension

Ein Plädoyer für mehr Berührung

Berührung - Bruno Müller-Oerlinghausen, Gabriele Mariell Kiebgis

Berührung
von Bruno Müller-Oerlinghausen Gabriele Mariell Kiebgis

Berührungen sind ein essentieller Teil unseren Alltags. Doch in Zeiten der Smartphones und einer Distanzhaltung anderer Menschen gegenüber wird sie immer weniger. Bruno Müller-Oerlinghausen und Gabriele Mariell Kiebgis beginnen das Buch mit der These, dass Smartphones wohl der Gegentand ist, der die meisten unserer Berührungen genießt.
Im ersten Teil des Buches erklären Müller-Oerlinghausen und Kiebgis, wie wichtig Berührungen für uns sind, wie die Haut funktioniert, welche Reize wie übertragen und verarbeitet werden, und welche Informationen die Haut an unser Gehirn übermittelt. Durch Berührungen werden wir uns bewusst über Wohlsein, Unwohlsein, Sympahtie, Angst und sämtlichen anderen Gefühlen.
In einem zweiten Teil wird ausführlich auf die heilsamen Aspekte von Berührungen in Form von professionellen und medizinischen Massagen eingegangen. Darauf folgen in einem dritten Teil Praxistipps und Übungen für den Einzelnen (Selbstberührungen) oder mit Partner und Familie.

Im Großen und Ganzen handelt es sich bei "Berührung. Warum wir sie brauchen und wie sie uns heilt" um ein informatives Sachbuch, das einen flüssigen und einfachen Schreibstil hat, und daher für jeden Interessierten gut zu lesen sein sollte.
Gerade die ersten Kapitel fand ich sehr spannend. Obwohl mir bewusst ist, welch große Rolle Berührungen und die Haut als Sinnesorgan in unserem Leben spielt, waren die unterstützenden Beispiele sehr anschaulich und interessant. Die Kapitel über die Heilsamkeit von Massagen, insbesondere in Bezug auf Depressionen, waren sehr informativ, auführlich beschrieben und immer durch Studien und Techniken belegt. Trotzdem hatte dieser zweite Teil einige Längen für Laien. Mir fiel es schwer die einzelnen Techniken der Massagen und deren konkrete Ziele bei den verschiedenen Beispielen zu differenzieren, gerade weil die Erklärungsgrenzen oft nicht geradlinig verliefen. Das Kapitel über Sexualität und Erotik ist sehr kurz und bezieht sich lediglich auf ein Interview mit einer ehemaligen Erotikmasseurin. Da wäre sicherlich noch mehr gegangen, da das Kapitel für viele sicher hilfreich gewesen wäre - gerade unter der Berücksichtigung, dass Berührungen wichtig sind und Beziehungen unter anderem davon leben.

Trotz der Kritikpunkte kann ich das Buch jedem Leser empfehlen, der sich für das Thema Berührungen interessiert - sowohl im Allgemeinen als auch in konkreter medizinischer Sicht. Da kann der Fokus ja entsprechend auf die einzelnen Kapitel gelegt werden!