Rezension

Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall - J. K. Rowling

Ein plötzlicher Todesfall
von J. K. Rowling

Bewertet mit 4 Sternen

Nach Lesen der Harry Potter-Reihe habe ich mich nicht weiter mit J.K. Rowling beschäftigt. Ich habe zwar am Rande mitbekommen, daß sie neue Bücher geschrieben hat, aber nicht, wie sie aufgenommen wurden oder ob sie das Genre gewechselt hat etc. Beim Bummel durch die örtliche Buchhandlung fiel mir dann "Ein plötzlicher Todesfall" in die Hände und ich habe es spontan mitgenommen. Die ganze Aufmachung des Taschenbuches und auch der Klappentext ließen mich vermuten, es handle sich um einen klassischen britischen Krimi. In einer kleinen englischen Stadt passiert ein Mord und jeder hätte es gewesen sein können, so in der Richtung. Dem ist nicht so - und das hat mich auf den ersten Seiten irritiert und leider abgelenkt. Aber nun zum tatsächlichen Inhalt:

In der englischen Kleinstadt Pagford stirbt überraschend ein wichtiges Gemeinderatsmitglied. Dessen Sitz ist somit vakant, es finden Neuwahlen statt. Um diese Neuwahlen, die Kandidaten und ihre Motivation, um kleinstädtische Intrigen dreht sich dieses Buch. Es ist ein Blick hinter die Kulissen einer Kleinstadt, aber auch ein Blick hinter die Kulissen etlicher Familienidyllen. Rowlings gelingt ein Querschnitt, der die sich für Drogen prostituierende Mutter verbindet mit der erfolgsorientierten pakistanischen Ärztin, die Sozialarbeiterin mit der überstylten Ehefrau eines erfolgreichen Anwalts.

Diese Autorin kann unbestritten schreiben. Und zwar nicht nur über fliegende Besen und peitschende Weiden, sondern auch über Gewalt in der Ehe, psychische Krankheiten und Kleinstadtterror. Ihre Charaktere sind ausgearbeitet und handeln jeder für sich logisch. Einziger Minuspunkt: um eine Kleinstadt zu sezieren, muß man eine große Menge an Personen einführen; der Anfang des Buches besteht daher mehr oder weniger aus Beschreibungen all der wichtigen Charaktere und ihrer persönlichen Situation, Familienkonstellation und sozialer Stellung. Das ist bisweilen etwas langatmig. Wer sich aber einliest, wird belohnt mit einem einfühlsamen, aber auch kritischen Bild einer Stadt, wie es sie hier in Deutschland zweifelsohne auch gibt...

Ich werde J.K. Rowling ganz sicher nicht wieder aus den Augen verlieren. Erstens schreibt sie einfach zu gut und zweitens ja vielleicht irgendwann tatsächlich den Krimi, den ich zuerst erwartet habe. Und den darf ich auf keinen Fall verpassen.