Rezension

Ein Psychopath geht um

Wenn das Böse nach Brandenburg kommt -

Wenn das Böse nach Brandenburg kommt
von Richard Brandes

Bewertet mit 5 Sternen

Packender Regionalkrimi mit vielschichtig eingebauter Thematik und sympathischen Protagonisten mit Ecken und Kanten

„Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ von Richard Brandes ist ein Kriminalroman, so voller Gänsehautfeeling und Spannung, dass man fast von einem Thriller sprechen kann.

Worum geht es?
Zwei Fälle halten die Brandenburger Kriminalpolizei auf Trab: ein psychopathischer Serientäter streicht durch die Wälder und ermordet Jugendliche und ein Skelettfund eines Mordopfers aus den 80er Jahren gibt Rätsel auf.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz gehalten, mit Zeitangaben versehen. Das Buch erschien 2022. Bis auf den Prolog, der eine Rückblende auf das Jahr 1987 zeigt, spielt die Handlung in der Gegenwart. Corona wird nicht erwähnt.

„Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ ist bereits der zweite Band der Reihe mit Kriminalhauptkommissarin Carla Stach und ihrem Team. Ich bin problemlos ohne Kenntnisse aus dem Vorgängerband in die Geschichte hinein gekommen und habe auch den relevanten Personenkreis rasch überblickt. Nichtsdestotrotz rate ich auch hier, mit Band 1 „Tod in der Schorfheide“ zu beginnen.

Bereits der Prolog vermittelt das erste Gänsehautfeeling, das sich durch den gesamten Roman zieht, durch die düstere Stimmung, die spürbare Bedrohung, die grausamen Morde und bangen Momente, wenn man in gefahrvollen Situationen mitzittert.

Die beiden Handlungsstränge – die aktuellen Morde und der Cold Case - entwickeln sich zunächst nebeneinander. Je weiter die Ermittlungen gedeihen, desto mehr Zusammenhänge kristallisieren sich heraus. Zahlreiche Verdächtige, irreführende Spuren, überraschende Wendungen und erschütternde Erkenntnisse über die Machenschaften der Stasi sorgen für Abwechslung, bieten reichlich Stoff zum Miträtseln und für eigene Theorien. Durch die Perspektivenwechsel zwischen den Schauplätzen, Rückblicke auf Geschehnisse zu DDR-Zeiten und letztlich auch auf die Denkweise des Täters bleibt die Spannung stetig auf hohem Niveau. Letztlich fügen sich alle Fäden schlüssig zusammen.

Sehr ausgewogen ist mit den Ereignissen rund um die Kriminalfälle auch das Privatleben des Ermittlerteams eingearbeitet. Die primär sympathischen Protagonisten werden sehr anschaulich, sehr lebendig charakterisiert, mit Ecken und Kanten, widersprüchlichen Eigenschaften, Emotionen, Ängsten und last but not least in einer selbstverständlichen Art und Weise in ihrer Diversity. Als positiver Touch in all dem Grauen entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung.

Mich beeindruckte die Vielschichtigkeit des Romans. Ein packender Plot, fundierte psychologische Kenntnisse, Aufschlussreiches aus der DDR-Zeit und zudem spricht der Autor en passant auch noch Themen an, wie Autorität, Unterordnung, Rebellion und Anpassung.

Dieser Krimi bot spannende Leselust und Lesequalität pur – ich kann ihn wärmstens empfehlen!