Rezension

Ein schmerzhafter, aber wunderschöner Abschluss

Dunbridge Academy - Anytime -

Dunbridge Academy - Anytime
von Sarah Sprinz

Ein altes, wunderschönes Gemäuer, Klassenkammeraden, die eigentlich mehr Familie sind, Mitternachtspartys, die verwunschene, schottische Natur – das alles ist die „Dunbridge Academy“, das Internat, auf welches sowohl Henry, Emma, Tori und Sinclair, als auch Olive und nun auch Colin gehen. „Anytime“ ist der letzte Band der Reihe und ich war mehr als gespannt.

Colin Fantino muss von seiner New-Yorker-Schule an die Dunbridge Academy wechseln und ist davon alles andere als begeistert. Doch schon bei seiner ersten Begegnung mit Olive Henderson sieht er in ihren Augen dieselbe Wut und denselben Schmerz, der auch ihn täglich begleitet. Und auch sie kann sich schon bald nicht mehr einreden, dass der direkte, provokante Schüler nichts in ihr auslöst. Zwischen ihnen stehen eine ganze Menge Geheimnisse und jeweils eine schwere Vergangenheit – können sie zusammen damit umgehen oder machen diese ihre Beziehung unmöglich?

Der Einstieg in die Geschichte ist mir wie erwartet sehr leichtgefallen. Nach dem gemeinen Cliffhanger am Ende des letzten Bandes, wusste ich schon, dass ich Olives Band unbedingt lesen möchte – genauso spannend ging es dann auch los. Die ersten Kapitel haben sich angefüllt wie Heimkommen, Freunde wiederzusehen und in Sicherheit sein. Ich liebe das Setting der Dunbridge, genauso wie alle Charaktere einfach sehr. Auch Olive habe ich schnell immer mehr ins Herz geschlossen, ihre Gefühle waren einfach sehr authentisch und gut nachvollziehbar.

Sie hat sehr viel Schlimmes erlebt, logischerweise kämpft sie täglich mit den Folgen, während sie nicht so ganz weiß, wie sie mit der ganzen Wut und Verzweiflung in sich umgehen soll. Colin spiegelt das – auch wenn seine Situation letztendlich eine ganz andere ist. Er ist schlau, provokativ, aber nicht zum Spaß und genauso verzweifelt, wie Olive. Von Anfang an hatten die Beiden eine Dynamik, die süchtig macht: Ihre Sticheleien, ihre Spitznamen, ihre spitzen Kommentare und Neckereien, bei denen schnell soviel mehr mitschwingt. Auf Tiktok würde man wahrscheinlich sagen „slow burn“ und „enemies to lovers“, wobei irgendwie diese beiden allgemeinen Schemas die Komplexität und die Besonderheit dieses Buches erfassen kann.

Sowohl Olive, als auch Colin haben ziemlich große Päckchen, die sie jeden Tag mit sich herumtragen müssen. Es dauert sehr lange, bis sie jeweils den kompletten Ballast des anderen kennen, wodurch immer wieder sehr viel Unruhe in der Geschichte entsteht – egal, ob es daran liegt, dass sie gerade wieder etwas mit sich selbst ausmachen oder daran, dass es eine Enthüllung gibt. Die Themen an sich finde ich wahnsinnig sensibel, mit wahrscheinlich einiger persönlicher Erfahrung oder sehr guter Recherche und gelungen umgesetzt – psychische Probleme sollten einfach viel öfter angemessen thematisiert und Therapie stärker normalisiert werden. Das alles ist Sarah Sprinz ausgesprochen gut gelungen, aber gleichzeitig hat es der Liebesgeschichte zwischen Olive und Colin viel Zeit genommen. Ich liebe die Beiden zusammen so, so, so sehr, sie sind mein Lieblingscouple der Reihe – hätten wir nur mehr von ihnen Beiden wirklich zusammen bekommen. Mehr als fünf Szenen, wo sie für eine längere Zeit nicht streiten, sondern einfach so unglaublich süß zusammen sind. Versteht mich nicht falsch – ich liebe ihre Tiefe, ihre Echtheit, ihre Struggels – aber mein Herz hätte etwas mehr Glück gebraucht.

Trotzdem hat „Anytime“ die Dunbridge Academy- Reihe für mich sehr stimmig abgerundet, ich werde sie alle wahnsinnig vermissen und hoffe wir hören in irgendeiner Weise nochmal von ihnen!

FAZIT:

Die Dunbridge Academy ist für mich Heimkommen. Auch in diesem Band liebe ich die Charaktere sehr, sie haben sehr viel Tiefe und wirklich Probleme, was sie auf der einen Seite echt gemacht hat, auf der anderen Seite hauptsächlich im Zentrum der Handlung stand. Ich hätte mir so sehr mehr Zeit für Colin und Olive gewünscht.

4 von 5 Sternen