Rezension

„Ein schmutziges Schaf reibt sich gern an den anderen“

Bretonische Idylle -

Bretonische Idylle
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 5 Sternen

Kommissar Dupin und sein Ermittlerteam sind auch nach 10 Dienstjahren ein Garant für frankophilen Hochgenuss. Absolut lesenswert.

 

"Die Insel gab zudem ein vollkommenes Bild sommerlicher Heiterkeit und Unbeschwertheit ab, ein Bild des Friedens. Und, ja, vollendeter Schönheit. Sie schien mit Nachdruck belegen zu wollen, dass sie ihren Namen zu Recht trug. Vielleicht lag es bloß an Riwals Vorrede, aber man spürte es: ein bestimmtes Fluidum. Augenblicklich war man bereit, an das Glück und ein idyllisches Leben zu glauben, an jede Utopie. Dennoch: Sie kamen wegen eines Mordes."

Bretonische Idylle, Taschenbuch, Seite 53

 

Die Bretagne-Krimis rund um Kommissar Dupin erscheinen seit 2012 im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Der deutsche Autor Jean-Luc Bannalec alias Jörg Bong legt mit „Bretonische Idylle“ den zehnten Band der Fernweh-Krimireihe vor, die längst Kultstatus erreicht hat. Der Krimi ist am 15. Juni 2021 erschienen. Als Dupin-Fan habe ich mir das Buch selbst gekauft.

Darum geht’s

Ein Toter treibt im Meer. Schnell steht fest, dass der Mann ermordet wurde und Kommissar Dupin nimmt die Ermittlungen auf. Beim Opfer handelt es sich um einen erfolgreichen Schafzüchter von der Insel „Belle-Ile“, die vor dem Golf von Morbihan im Atlantik liegt. Schnell muss Dupin feststellen, dass der Verstorbene sehr unbeliebt war, Motive oder Tatverdächtige aber nicht richtig greifbar werden. Als, während der Ermittlungen, noch weitere Taten begangen werden steht fest: Es gibt einige Schatten im sommerlichen Paradies der „Schönen Insel“.

Mein Leseerlebnis

Die Krimireihe um Kommissar Dupin gehört zu meinen absoluten „must-reads“ und seit dem ersten Band bin ich ein begeisterter Fan. So stoßen nicht nur Kommissar Dupin und sein Team auf das 10jährige Dienstjubiläum im Kommissariat von Concarneau an, sondern auch die Fans auf den 10. Fall, der die Leser*innen erneut an einen besonderen Ort an der Bretagne entführt.

Der Charme von Buchreihen besteht für mich unter anderem darin, dass die Protagonist*innen mich wie „alte Bekannte“ empfangen. Es ist kein Kennenlernen sondern ein Wiedersehen. Die durchweg liebenswerten Marotten von Dupin, Kadeg, Riwal und Nolwenn, dem Ermittler-Stammteam, werden von Jean-Luc Bannalec immer wieder aufgegriffen und gehören zum Lesevergnügen einfach dazu. Dieses Mal kommen zwei neue Kolleg*innen hinzu, die allerdings noch nicht genauer vorgestellt werden. Dies weckt meine Neugier und ich hoffe, dass sie in den nächsten Büchern eine größere Rolle einnehmen werden. Auch wenn sich Charaktere natürlich über die Zeit weiterentwickeln und verschiedene Verbindungen und Vorgeschichten bekannt werden, sind die Bände unabhängig voneinander lesbar. Wer jetzt also Lust auf die Bretagne bekommt, kann auch mit der „Bretonischen Idylle“ einsteigen.

Bannalec gelingt es immer wieder, spannende Mordermittlungen zu konstruieren. Die Mischung aus teilweise skurrilen Tatverdächtigen, vielschichtigen Motiven, Dupins konsequenter Ermittlungen und seinen genialen Geistesblitzen sowie dem charmanten Zutun von „Kommissar Zufall“ lassen mich das Geschehen atemlos verfolgen und erzeugen den Drang, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Auch der vorliegende Band bildet da keine Ausnahme.

Mindestens genauso wichtig, wie die gute Kriminalgeschichte, sind die schon fast lyrischen, bildhaften und schwärmerischen Beschreibungen der traumhaften Landschaften und des Essens. Diese überzeugen nicht nur durch eine plastische Darstellung, sondern auch durch gut recherchierte und authentische Details. Das Lesen dieses Krimis (und auch der anderen Bände) erzeugt permanentes Fernweh und regt den Appetit an. Ein Genuss auf allen Ebenen, dem Jean-Luc Bannalec in seinem „Bretonischen Kochbuch“ und dem Bildband „Magische Bretagne“ weitere Denkmäler setzt.

Fazit

Jean-Luc Bannalec beweist mit BRETONISCHE IDYLLE wieder einmal, dass „Mord und Totschlag“, kulinarische Appetitanreger und Fernwehattacken kein Widerspruch sind. Kommissar Dupin und sein Ermittlerteam sind auch nach 10 Dienstjahren ein Garant für frankophilen Hochgenuss. Absolut lesenswert.