Rezension

Ein schönes kleines Buch

Nortons philosophische Memoiren - Håkan Nesser

Nortons philosophische Memoiren
von Håkan Nesser

Bewertet mit 4 Sternen

Bekanntlich können fellbesetzte Ohren, erwartungsvoll blickende Augen, kautschukbesohlte Pfoten und eine Nase aus naturbelassenem Hundenappa die Adoptivmutter oder den Adoptivvater eines solchen Tieres – so auch den Rezensenten – in verschieden intensive Zustände der Freude, bis zum Entzücken, versetzen. Hakan Nessers Buch »Nortons philosophische Memoiren« ist für solche Menschen ein Leckerli, das sie gerne zwischendurch zu sich nehmen.

Schon die Illustrationen von Karin Hagen erfreuen das Herz, zudem das Foto des Original-Norton auf der Rückseite. »Philosophische Memoiren«… nun ja. Nesser hätte seinem Hund ein Denkmal setzen können, indem er den Hund beschreibt, sagt, was Norton mag, nicht mag, was seine Lieblingsplätze waren. Da ist es natürlich schöner, wenn Norton selbst als Erzähler fungiert; das liest sich dann etwa so: »An der Ostseite gibt es eine Wiese, die mein Lieblingsort [in Gotland] ist … wenn wir dorthin kommen, flitze ich jedes Mal herum wie ein Verrückter, das Gras steht dort hoch und streichelt so schön meinen Bauch. Ich jage sogar Stöckchen hinterher, die Herrchen oder Frauchen werfen, eine Beschäftigung, der ich mich sonst nie widme. In diesem Punkt bin ich genau wie mein Namensvetter Sören, dem es auch nicht gefiel, loszurennen und Sachen zu holen, die andere warfen. Noch dazu mit dem Mund. Das ist ja nun wirklich ein bisschen infantil.« (S. 28) – Oder (zu Kensington Gardens): »Wir gehen jeden Morgen und Nachmittag dorthin, jedes Mal für mindestens eine Stunde. Ich pinkele zwei Mal außerhalb von Orme’s Lodge, um mitzuteilen, dass ich vor Ort bin.« (S. 32) Oder zu dem kleinen Welpen Melwin, der zu ihnen stößt und der »eher an ein vierbeiniges Huhn als an einen Hund erinnerte … Welche Rasse, fragt ein ordnungsliebender Mensch. Keine; wahrscheinlich zusammengesetzt aus Ersatzteilen, die übrig geblieben waren.« (S. 53) Wir lesen davon, wie Norton mit anderen Hunden zurechtkommt – mit Melwin schließlich sehr gut! – und sich mit ihnen in bestimmten Situationen abspricht, wie er Menschen hilft, auf sie reagiert oder sich auf einem Spaziergang selbständig macht und dem Geruch von Fleischbällchen folgt und den Menschen, der sie bei sich hat, dazu veranlasst, einige an ihn abzugeben. Nicht zu vergessen ist schließlich, dass Norton Pazifist ist!

Das Buch – untergliedert in die Teile »Stadien auf dem Lebensweg (2004–2009)«, »Weitere Stadien auf dem Lebensweg (2009–2014)« und »Endstadien auf dem Lebensweg (2014)« – ist schön geschrieben, humorvoll, oft witzig. Ein schönes kleines Buch für zwischendurch.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 04. November 2018 um 20:33

Für Menschen, die auf den Hund gekommen sind!

Steve Kaminski kommentierte am 04. November 2018 um 23:41

Und das sind nicht die Schlechtesten!!!

wandagreen kommentierte am 04. November 2018 um 23:48

Stimmt, Stevie!